Direkt zum Inhalt

News: Wenn die Sonne ruht

Alle 1500 Jahre nimmt die Sonnenaktivität dramatisch ab. Das letzte Mal, als die Sonne einen Gang zurückschaltete, führte dies auf der Erde ein paar Jahrhunderte lang zu bitterkalten Wintern. Ein neues Klimamodell ist nun weitere Bestätigung für den nachhaltigen Einfluss der Sonnenaktivität auf unser Wetter.
Vor 400 Jahren wurde es auf der Nordhalbkugel langsam aber stetig so kalt, dass die See um Grönland und Island weiträumig zufror, in den Alpen die Gletscher wuchsen und Missernten zu Hunger und Not führten. Allein die holländischen Kinder konnten sich beim Schlittschuhlaufen über die zugefrorenen Kanäle freuen.

Schuld an solchen Klimakapriolen ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Sonne, die mit schönster Regelmäßigkeit mal mehr und mal weniger aktiv ist. Dabei ist nicht von jenem elfjährigen Auf und Ab der Sonnenflecken die Rede, sondern von einem etwa 1500-jährigen Zyklus, der unter anderem in Baumringen oder den Eiskernen Grönlands überliefert ist.

Schon 1611 hatte der italienische Gelehrte und Astronom Galileo Galilei (1564-1642) mit regelmäßigen Aufzeichnungen der Sonnenflecken begonnen - und beobachtete von Jahr zu Jahr immer weniger. In seinen Niederschriften deutete sich bereits das so genannte Maunder-Minimum an, das 30 Jahre später einsetzte und bis 1715 dauerte.

Der Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und Klima scheint also klar, bekommt aber jetzt noch einmal Rückenwind, diesmal von Klimamodellierern um Drew Shindell vom Goddard Institute for Space Studies in New York, die, ausgehend von heute, auf der Basis von Sonnenaktivität und Strahlungshaushalt das Klima der nördlichen Hemisphäre bis zurück in die Kleine Eiszeit rekonstruierten.

Und dabei zeigte sich deutlich, dass infolge einer weniger aktiven Sonne die Strahlungsenergie auf der Erdoberfläche abnahm und die Windsysteme der Arktischen Oszillation geschwächt wurden. Diese Arktische Oszillation, zu der auch die Nordatlantische Oszillation aus Azorenhoch und Islandtief gehört, bestimmt maßgeblich unser europäisches Wetter. Ihre Schwächung während der Kleinen Eiszeit bedeutete, dass weniger warme Luft von den Ozeanen nach Europa und Nordamerika strömen konnte. In Europa lagen die Temperaturen der kalten Jahreszeit während des Maunder-Minimums von der Mitte des 17. Jahrhunderts an bis in das 18. Jahrhundert hinein um ganze ein bis zwei Grad Celsius niedriger als heute.

Ob eine deutliche Verringerung der Sonnenaktivität auch heute noch ähnliche Folgen hätte, ist indes zweifelhaft, denn seit Beginn der Industrialisierung hat nicht mehr die Sonne, sondern der Mensch den größeren Einfluss auf das Klima. Heute, so meint Drew Shindell, sind es vornehmlich die Treibhausgase, die das zukünftige Wetter bestimmen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.