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Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Schleifen am Himmel

In der zweiten Maihälfte bieten sich Jupiter, der Zwergplanet Ceres und der Asteroid Pallas an. Verfolgen Sie ihre Bewegungen am Himmel.
Jupiter
An dieser Stelle möchten wir Ihnen im Abstand von rund zwei Wochen aktuelle Beobachtungstipps bieten. Es geht vor allem um Objekte, die sich mit einem Feldstecher oder einem kleinen Teleskop beobachten lassen. Sie eignen sich somit besonders für Einsteiger in das Thema Himmelsbeobachtung.

Am 20. Mai begegnet der Mond dem Gasplaneten Jupiter. Die größte Annäherung findet nachmittags statt, wenn die beiden Himmelskörper noch weit unter unserem Horizont stehen. Das Paar geht erst gegen 22:00 Uhr MESZ zusammen am Südosthorizont auf. Sie sind am Himmel nur zwei bis drei Grad voneinander entfernt. Die tatsächliche Entfernung beträgt jedoch mehr als 650 Millionen Kilometer. Jupiter steht außerdem kurz vor der Opposition Anfang Juni. Dabei stehen die Sonne, die Erde und Jupiter in einer Line. Von der Erde aus gesehen, befinden sich also Sonne und Jupiter genau gegenüber. In der Zeit der Opposition und danach sind Planeten stets am besten zu beobachten, da der Abstand zur Erde am geringsten ist und die Planeten immer früher am Abend zu sehen sind. Nur Merkur und Venus können niemals in Opposition stehen, da sie sich innerhalb der Erdbahn aufhalten.

Mond und Jupiter über dem Südost-Horizont

Der Mond wandert weiter auf seiner Bahn um die Erde und begegnet nur zwei Tage später dem Ringplaneten Saturn. Der Winkelabstand beträgt lediglich anderthalb Grad, also etwa drei Monddurchmesser, wenn die beiden im Südosten kurz vor Mitternacht aufgehen. Saturn wird dann rund einen Monat nach Jupiter Anfang Juli in Opposition stehen.

Für weitere Informationen über das Geschehen am Nachthimmel im Mai empfehlen wir Ihnen die monatliche Rubrik »Aktuelles am Himmel«, die in jedem Heft von »Sterne und Weltraum« erscheint.

Es gibt noch eine weitere Planetenkonjunktion zu sehen. Bei Vollmond am 18. Mai nähert sich die gleißend helle Venus dem weit entfernten Uranus an. Das Ereignis ist nicht einfach zu beobachten, da die beiden der Sonne ziemlich nahe stehen. Die Chancen dafür sind am frühen Morgen des 19. Mai am besten, kurz vor Sonnenaufgang. So läuft man auch nicht Gefahr, aus Versehen ungeschützt in die Sonne zu schauen. Das Zeitfenster ist etwa von 03:50 Uhr bis 04:30 Uhr MESZ. Der Winkelabstand der Planeten beträgt dann gerade einmal 1,2 Grad. Die Venus ist leicht in der Dämmerung als helles Licht zu erkennen, wenn schon längst alle Sterne vom Blau des Himmels verschluckt worden sind. Uranus ist nördlich der Venus zu finden und passt durch den geringen Abstand zusammen mit Venus in das Gesichtsfeld eines Teleskops mit geringer Vergrößerung. Die Konjunktion ist auch nach Sonnenaufgang weiterhin zu sehen, aber Vorsicht!: Tun Sie das nur, wenn Sie ganz sicher sind, nicht in die nahe Sonne zu schauen! Der Winkelabstand beträgt bloß 23 Grad!

Aufsuchkarte für den Asteroiden (2) Pallas | Der Asteroid (2) Pallas hält sich im Mai in den Frühlingssternbildern Haar der Berenike und Bärenhüter auf, zusammen mit den Kugelsternhaufen Messier 3 und Messier 53.

Die zwei großen Asteroiden (1) Ceres und (2) Pallas lassen sich am Nachthimmel beobachten. (2) Pallas befindet sich zwischen den Sternbildern Haar der Berenike und Bärenhüter und außerdem zwischen den beiden Kugelsternhaufen Messier 3 und Messier 53. Der Asteroid war vor einigen Wochen in Opposition und beendet gerade seine Oppositionsschleife. Daher bewegt er sich in der zweiten Maihälfte kaum vor dem Sternenhintergrund.

Der Zwergplanet (1) Ceres ist in den Sommersternbildern zwischen Schlangenträger und Skorpion im Süden zu finden. Er steht schon in einigen Tagen in Opposition und ist deshalb ebenfalls mitten in seiner Oppositionsschleife.

Aufsuchkarte für den Zwergplaneten (1) Ceres | Der Zwergplanet (1) Ceres hält sich in den Sommersternbildern Schlangenträger und Skorpion auf.

Verfolgt man die Bewegung der Planeten und Asteroiden am Himmel, wird ein sehr seltsames Verhalten sichtbar: Einmal pro Jahr scheinen die Himmelsobjekte ihre Bewegungsrichtung zu ändern und eine mehr oder weniger ausgeprägte Schleife am Himmel zu ziehen. Früher, als der Aufbau des Sonnensystems noch nicht bekannt war und das geozentrische Weltbild vorherrschte, konnte man sich diese Bewegungen nicht richtig erklären. Da die Himmelskörper sich in Kreisbahnen um die Erde im Mittelpunkt bewegten, mussten die Himmelsobjekte selbst zusätzlich um ihre eigene Position kreisen, die so genannten Epizyklen. Aber auch das lieferte keine wirklich zufrieden stellende Erklärung für das Phänomen.

Mit dem heliozentrischen Weltbild wurde klar, dass sich nicht die Himmelsobjekte seltsam bewegen, sondern dass es sich um einen perspektivischen Effekt handelt. Die scheinbaren Schleifen entstehen dadurch, dass die Planeten und Asteroiden während der Opposition innerhalb ihrer Bahn von der schnelleren Erde überholt werden. Dadurch scheinen sie vor dem Sternenhintergrund langsamer zu werden und sogar plötzlich die Richtung zu ändern. Natürlich sind die Himmelsobjekte davon völlig unbeeindruckt und ziehen gleichmäßig ihre Bahnen.

Oppositionsschleife vom Zwergplaneten (1) Ceres | Vor dem Fixsternhintergrund scheinen mit fortschreitender Zeit die Objekte des Sonnensystems plötzlich ihre Richtung zu ändern.

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