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News: Wer liest was im Cyberspace

Wie oft wird eine Homepage eigentlich angeklickt - und wie intensiv in Online-Medien gelesen? Darüber rätseln nicht nur viele Internetnutzer. Auch die Anbieter selbst und natürlich die Werbewirtschaft würden da gerne möglichst genau Bescheid wissen. Deshalb werden die Daten von der Informationsgemeinschaft zur Feststellung von Verbreitung von Werbeträgern zentral erfasst und veröffentlicht. Eine neue, differenziertere Zählweise offenbart jetzt, dass hohe Zugriffszahlen manchmal durch die Kooperationspartner, und nicht durch das eigene Angebot zustande kommen.
Für Leser, Anbieter und Werbeinteressenten gleichermaßen interessant ist es, wie oft bestimmte Seiten im Internet eigentlich angeklickt werden. Nachlesen lässt sich die "Auflage" der Online-Ausgaben von Bild, Stern, Spiegel oder Allegra auf der Homepage der Informationsgemeinschaft zur Feststellung von Verbreitung von Werbeträgern (IVW) in Bonn. Die hat gerade ein neues Verfahren zum Zählen der Online-Nutzer eingeführt, das für mehr Durchsicht sorgen soll.

Die Top Ten der beliebtesten Internetzeitschriften gerät nun durcheinander: War bis jetzt die Zeitschrift Focus Online Spitzenreiter unter den virtuellen Ablegern deutscher Print-Magazine, könnten nach Berechnungen des Interactive Advertising Center in München bald Coupe und Praline auf den Plätzen eins und zwei stehen, die vor allem mit nackten Tatsachen auf sich aufmerksam machen. Im Mai etwa lag Focus mit knapp 190 Millionen Seitenaufrufen weit vor allen anderen Internetzeitschriften. Die Nummer zwei, Coupe, folgte mit rund 62 Millionen. Der Grund für den Wechsel ist nun ein geändertes Auszählverfahren der IVW. Denn hinter Focus online verbirgt sich nicht nur die Online-Version der Zeitschrift Focus, sondern auch das Auktionshaus E-Bay und der Autohändler Autoscout24. Schlüsselt man die Einzelangebote auf, so entfallen nur rund 30 Millionen Seitenabrufe auf die Online-Ausgabe des Magazins Focus. Der Löwenanteil geht mit rund 132 Millionen Seitenabrufen auf das Auktionshaus eBay.

"Die zunehmende Zahl von Kooperationen hat die jetzige Darstellungsform der Seitennutzung von potentiellen Werbeträgern unübersichtlich gemacht", sagt Wolfgang Neuber, Bereichsleiter Online bei der IVW. "Kooperationen haben ihre Einzelangebote zwar teilweise ausgewiesen, konnten aber die Nutzungszahlen zusammenschmeißen, wenn es um die Auflistung in einer bestimmten IVW-Kategorie ging." Netzwerke müssen nun erstmals vom Juli an alle Einzelangebote innerhalb einer Kooperation, die über eine eigene Adresse im Internet verfügen, samt Nutzungszahlen bei der IVW ausweisen. Nicht nur "Focus" muss mit der neuen Transparenz Federn im Ranking lassen. Auch "Coupe" und "Praline", verrät ein Blick auf die IVW-Website, haben sich im Mai noch mit Seitenaufrufen von Netzwerkpartnern geschmückt.

Die Betroffenen geben sich gelassen. "Wir begrüßen die durch die Änderungen entstehende Transparenz" sagt Manfred Klaus, Geschäftsführer des Interactive Advertising Center, der auch die Werbeflächen bei Focus verkauft. "Von Netzwerken profitiert der Kunde, weil er einen größeren Markt abdecken kann", sagt Martina Lenk, Projektleiterin beim Mecklenburg-Vorpommern-Web in Schwerin. "Wir arbeiten mit verschiedenen Tageszeitungen in Mecklenburg-Vorpommern zusammen. Transparenz ist für uns ein Muss, weil der Kunde nur dann weiß, was er einkauft." Die genauen Konsequenzen der Änderung sind nicht völlig klar. Denn nicht nur in der Rangfolge, auch in der Zuordnung der Netz-Presse wird es Neugestaltungen geben. "Eine Online-Zeitschrift kann sich nicht als General-Interest-Anbieter ausgeben, wenn die Masse der Klicks im mit der Zeitung verbundenen Reisebüro gemacht wird", sagt IVW-Experte Neuber.

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