Persönlichkeit: Wer sich besonders umweltbewusst verhält
Während manche Menschen mit dem Fahrrad einkaufen fahren, Zahnbürsten aus Bambus statt aus Plastik benutzen und versuchen, Verpackungsmüll so gut es geht zu vermeiden, tun sich andere mit dem Umweltschutz nach wie vor schwer. Gründe, warum das so ist, gibt es viele: So spielen etwa unser Alter, unsere Werte, unsere politische Ausrichtung und die Erfahrungen, die wir bereits als Kind mit Natur und Naturschutz gemacht haben, eine Rolle. Unsere Persönlichkeit hat ebenfalls einen Einfluss drauf, wie groß der ökologische Fußabdruck ist, den wir hinterlassen. Das zeigt eine Metaanalyse von Forschern um Alistair Raymond Bryce Soutter von der University of Edinburgh.
Für seine Arbeit sichtete das Team 38 Studien mit insgesamt mehr als 44 000 Versuchspersonen. Die Untersuchungen erfassten die Neigung der Teilnehmer zu umweltbewusstem Denken und Handeln auf verschiedene Arten: In manchen von ihnen waren die Probanden zu ihren ökologischen Einstellungen befragt worden, in anderen hatten die Forscher erhoben, wie gut die Versuchspersonen ihren Müll trennten oder ob sie Geld für Umweltprojekte spendeten. Die Charaktereigenschaften der Teilnehmer klopften die Studien mit Hilfe von zwei verschiedenen Modellen ab. Zum einem mit dem »Fünf-Faktoren-Modell« (»Big Five«), das die Persönlichkeit eines Menschen anhand von fünf verschiedenen Merkmalen beschreibt: Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit, Extraversion, Offenheit für (neue) Erfahrungen und emotionale Stabilität. In anderen Untersuchungen kam hingegen das HEXACO-Modell zum Einsatz, das zusätzlich noch die Dimension Ehrlichkeit/Bescheidenheit umfasst.
Besonders umweltbewusste Menschen, so zeigte sich, waren im Schnitt auch besonders offen. Sie waren also etwa fantasievoll, wissbegierig sowie experimentierfreudig und eher dazu bereit, Normen und Werte zu hinterfragen. Außerdem erzielten umweltfreundliche Teilnehmer höhere Werte im Hinblick auf die Eigenschaft Ehrlichkeit/Bescheidenheit. Letzteres überraschte die Forscher um Soutter. Ehrliche und bescheidene Menschen schrecken davor zurück, andere für ihren eigenen Vorteil auszunutzen. Möglicherweise gelte das ebenso für natürliche Ressourcen, erklären die Wissenschaftler. Die Merkmale Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit standen gleichfalls mit umweltbewusstem Denken und Handeln in Verbindung – wenn auch schwächer.
Aus den Persönlichkeitseigenschaften von Umweltschützern und Umweltsündern lassen sich womöglich bessere Ansätze für Umweltschutzkampagnen ableiten. So könnte es sich beispielsweise lohnen, sie gezielt auf Menschen zuzuschneiden, die nicht besonders offen oder ehrlich sind, folgern die Forscher. Etwa, indem man nicht neue, hippe Möglichkeiten des Umweltschutzes anpreist, sondern eher altbewährte Methoden in den Vordergrund rückt. Oder indem man die persönlichen Vorteile des Umweltschutzes stärker betont.
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