Wetter: Hurrikan »Gabrielle« zieht nach Europa

Wirbelsturm »Gabrielle« ist erst der zweite große Hurrikan der Saison 2025, die bislang relativ ruhig verlaufen ist. Und lange tobte sich das Extremwetter nur auf dem Atlantik aus – fern der Karibik oder der US-Küste. Doch inzwischen bewegt sich der Hurrikan, der sich vom 21. auf den 22. September rapide zur zweitstärksten Stufe 4 auf der Saffir-Simpson-Hurrikanskala intensivierte, auf seiner Bahn in Richtung Europa. In den Morgenstunden am Freitag (26. September) soll er immer noch in Hurrikanstärke über die portugiesische Inselgruppe hinwegziehen – inklusive heftiger Winde und Brandung sowie starker Niederschläge, wie der Deutsche Wetterdienst meldet.
Im weiteren Verlauf bewegt sich »Gabrielle« auf die Iberische Halbinsel zu, die der Sturm im Laufe des Sonntags (28. September) erreichen dürfte. Bis dahin hat er sich zu einem »posttropischen« Sturm abgeschwächt und heißt dann »Ex-Gabrielle«. Portugal und Spanien müssen allerdings immer noch mit Starkwind und ergiebigem Regen rechnen. In den 2025 von Waldbränden betroffenen Gebieten der Region kann es dadurch auch zu Erdrutschen kommen.
Dass Hurrikan »Gabrielle« europäisches Gebiet erreicht, hängt mit seiner weit südlich verlaufenden Zugbahn zusammen. Der Hurrikan hatte sich im tropischen Atlantik gebildet und bog dann auf seinem Kurs weit östlich der Bermudas Richtung Europa ab, verblieb dabei aber über warmem Wasser, aus dem der Wirbelsturm seine Energie bezieht. Begünstigend wirkte sich zudem aus, dass der Nordatlantik 2025 ebenfalls wärmer war als im langjährigen Durchschnitt.
Was macht Hurrikan »Gabrielle« so besonders?
Nur selten ziehen Hurrikane so weit nach Osten, dass sie in Hurrikanstärke bis nach Europa gelangen. Das kühlere Wasser im Ostatlantik schwächt die Wirbelstürme so weit ab, dass sie den Kontinent als außertropische Stürme erreichen. Deren Wirkung kann allerdings dennoch katastrophal ausfallen. 2019 beispielsweise sorgte »Lorenzo« für Zerstörungen auf den Azoren. Nie zuvor in den Aufzeichnungen hatte man einen Hurrikan der fünften Kategorie so weit östlich über dem tropischen Atlantik beobachtet, rund 1000 Kilometer östlicher als der bisherige Rekordhalter. Die Azoren erreichte er dann mit Stärke 2.
Sogar noch seltener bilden sich derartige Extremwetterereignisse vor europäischen Küsten: Das passierte ebenfalls 2019 mit »Pablo«. Er erreichte nur kurz die Kriterien für einen Wirbelsturm – doch diese wenigen Stunden brachen direkt Rekorde: Der Hurrikan bildete sich nur 700 Kilometer westlich vor der Küste Portugals und damit so nah wie kein anderer Wirbelsturm seit Beginn moderner Wetteraufzeichnungen vor Europas Gestaden. Zugleich kannten Meteorologen bislang keinen anderen Wirbelsturm, der sich so weit östlich im Atlantik entwickelt hatte wie »Pablo«. Zuvor hielt Hurrikan »Vince« aus dem Jahr 2005 diesen Titel, der damals zwischen Madeira und den Azoren entstand und damit rund 1000 Kilometer weiter südlich. Angesichts des langfristigen Trends zu steigenden Wassertemperaturen im Atlantik ist aber sicher nicht ausgeschlossen, dass sich diese Extremwetterereignisse zukünftig häufen werden.
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