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Wetterextreme: Seltener Schmetterling profitiert von Hurrikanen

Wirbelstürme sind für uns Menschen verheerend. Ein fragiler Schmetterling hingegen profitiert von der Naturkatastrophe – zumindest mittelfristig.
Ein großer Schmetterling mit braunen und gelben Flügeln sitzt auf einem grünen Blatt in einem Wald. Die Flügel sind symmetrisch und zeigen ein auffälliges Muster. Der Hintergrund ist unscharf und zeigt Bäume und Laub.
Schaus-Schwalbenschwänze leben auf den Florida Keys, wo regelmäßig Hurrikane zuschlagen.

Der Schaus-Schwalbenschwanz (Heraclides ponceana) gehört zu den am stärksten bedrohten Schmetterlingsarten der Vereinigten Staaten und überlebt heute nur noch an wenigen Stellen auf den Florida Keys. Regelmäßig treffen Hurrikane diese Inselkette an der Südspitze des US-Bundesstaates, was Artenschützer besorgt, da Schmetterlinge diesen Naturgewalten eher wenig entgegensetzen könnten. Doch eine langjährige Datenreihe zum Bestand der Art brachte eine große Überraschung: Die Falter sterben zwar auch direkt durch das Extremwetter, doch in der Folge kommt es bei ihnen zu einem regelrechten Populationsschub, schreiben Sarah Steele Cabrera von der University of Florida und ihr Team.

Seit den 1980er Jahren hatten Wissenschaftler des Florida Museum of Natural History Daten zum Schmetterling auf der Insel Elliott Key gesammelt. Der Bestand des Insekts schwankte ohne einen auf den ersten Blick erkennbaren Trend auf und nieder, wie dies bei vielen Insekten der Fall sein kann. Doch Steele Cabrera und ihr Koautor Michael Belitz verglichen diese Werte dann mit verschiedenen Wetterdaten. Und beim Blick auf die maximalen Windgeschwindigkeiten, die auf der Insel gemessen wurden, erkannten sie einen Zusammenhang: Nach schweren Hurrikanen ging die Zahl der Schmetterlinge steil nach oben.

Zwar sterben auch viele der Schwalbenschwänze (oder ihre Eier und Larven) durch die Stürme und die Salzwassergischt, die über das Eiland gepeitscht wird. Doch haben Winde und Salz einen positiven Nebeneffekt: Sie entlauben Bäume und lassen viele andere Pflanzen absterben. Gleichzeitig profitieren die Nahrungspflanzen der Schmetterlinge. Die immergrüne Blütenpflanze Amyris elemifera und das Wintergelbholz (Zanthoxylum fagara) – beides Zitrusgewächse – wachsen im Unterholz der Inselwälder, wo sie im Schatten einigermaßen gedeihen. Nach einem Hurrikan und den plötzlich lichten Bedingungen explodieren sie jedoch im Wuchs und treiben zahlreiche frische Blätter aus.

Sie sind die Hauptnahrung der Schwalbenschwanzraupen, die angesichts der Nahrungsfülle höhere Überlebenschancen haben und weniger miteinander konkurrieren: Mehr Larven erreichen das Erwachsenenalter, der Bestand wächst. Dennoch sorgen sich die Wissenschaftler um den Fortbestand der Art. Allerdings weniger wegen sich häufender oder verstärkender Wirbelstürme: Vor allem Lebensraumzerstörung setzt den Schmetterlingen zu. Sie kamen vor wenigen Jahrzehnten auch noch auf dem Festland von Florida vor, doch Urbanisierung und Vernichtung natürlicher Vegetation haben sie dort ausgerottet. Inzwischen werden die Falter jedoch zur Sicherheit wieder in weiteren Schutzgebieten angesiedelt, sollte doch einmal ein Hurrikan zu große Zerstörungen anrichten.

  • Quellen
Biological Conservation 10.1016/j.biocon.2025.110969, 2025

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