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News: Wider die Kokainsucht

Christoph Daum hatte es offensichtlich nicht - das natürliche Abwehrsystem gegen die Kokainabhängigkeit, das immun macht gegen die Sucht. Tatsächlich verhindert ein körpereigenes Opiat die euphorisierende Wirkung des Rauschmittels, indem es die Konzentration des ausgeschütteten Glücksbotenstoffs Dopamin reduziert. Von Mutter Naturs Gegengift profitiert aber nur, wer viel davon bereitstellen kann. Und das ist reine Glückssache.
Wer Kokain schnupft oder spritzt, belohnt sich selbst und bringt seinen Körper in erhöhte Leistungsbereitschaft. Ausgelöst wird die aktivierende, stimulierende Wirkung durch den Glücksstoff Dopamin – ein Botenmolekül, welches das neuronale Belohnungszentrum kitzelt und so für angenehme Glücksgefühle sorgt. Die Suchtgefahr für dieses Rauschmittel ist enorm – aber anscheinend nicht für alle Menschen.

Manche sind schon von vornherein mit einem natürlichen Gegengift ausgestattet, wie Mary Kreek und ihr Kollege Andrew Chen von der Rockefeller University nun entdeckten. Sie konzentrierten sich in ihren Untersuchungen auf ein Opiat, das Mutter Natur uns mit auf den Weg gegeben hat – Dynorphin. Mit seiner Hilfe kompensiert das menschliche Gehirn den Überfluss des Botenstoffs Dopamin. Es produziert kurzerhand mehr Dynorphin, was seinerseits die Dopaminkonzentration reduziert.

Diesen Mechanismus besitzt allerdings jeder Mensch. Das Besondere ist deshalb nicht das Molekül an sich, sondern seine Konzentration, die von Mensch zu Mensch schwankt. Nur wer viel vom Gegenmittel zu bieten hat, kann den Kampf gegen die Suchtgefahr gewinnen, wie die neueste Studie beweist. Kreek und ihr Team hatten hierzu DNA-Proben von insgesamt 174 Teilnehmern untersucht, von denen 83 kürzlich als Kokainsüchtige- oder abhängige diagnostiziert waren und 91 gesunde Kontrollpersonen, die niemals an einer solchen Abhängigkeit gelitten hatten.

Das Ergebnis war eindeutig: Das Gen für Dynorphin – beziehungsweise eine empfindliche Stelle im Gen – unterschied sich zwischen beiden Gruppen. Im so genannten Promoter – der Bereich, der die Genaktivität kontrolliert – können bis zu vier Kopien eines speziellen DNA-Abschnittes vorkommen. Je mehr solche Kopien ein Individuum vorweisen kann, desto höher die Produktionsrate und letztendlich die Konzentration des Moleküls im Gehirn. Dass Zellen, deren Gene drei oder vier Kopien des DNA-Stückchens besitzen, mehr Dynorphin produzieren als solche mit nur einer oder zwei Kopien, gilt als bewiesen.

Kreek konnte nun einen direkten Zusammenhang zwischen der Kopienzahl und einer möglichen Abhängigkeit ziehen. Die von ihr untersuchten Suchtfreien hatten mindestens drei, wenn nicht sogar vier Kopien vorzuweisen. Chen selbst schränkt allerdings ein, dass die Studie nur vorläufige Aussagekraft besitzt, da die Größe des untersuchten Personenkreises relativ klein ist. Eine umfassendere Studie, die dann auch alle ethnischen in Amerika vertretenden Gruppen repräsentieren soll, ist schon in Planung.

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