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Altes Ägypten: Wie der Skorpion-König seine Macht festigte

Nahe der Stadt Assuan haben Archäologen eine Felsinschrift entdeckt. Sie bezeichnet die Region als Domäne des Skorpion-Königs, der so vor über 5000 Jahren seine Herrschaft ausbaute.
»Domäne des Horus-Königs Skorpion« steht auf der Felsinschrift, die Ägyptologen 2018 in einem Wadi östlich von Assuan entdeckten.

Nahe der Stadt Assuan haben Archäologen eine Felsinschrift entdeckt: vier Hieroglyphen, die dem heutigen Ort im Wadi Abu Subeira vor über 5000 Jahren einen Namen geben sollten – »Domäne des Horus-Königs Skorpion«. Offenbar hatte dieser Herrscher, dessen Existenz auch durch andere altägyptische Funde überliefert ist, die Region als Territorium für sich beansprucht. Wie aus späteren Epochen bekannt ist, erweiterten die ägyptischen Könige ihr Herrschaftsgebiet durch die Gründung von so genannten Domänen. Die Inschrift bezeugt laut den Forschern um Ludwig Morenz von der Universität Bonn erstmals einen tatsächlichen Ort als königliches Landgut, wie es in einer Pressemitteilung der Universität heißt.

Die Inschrift dokumentierten Morenz und seine Kollegen von der ägyptischen Antikenbehörde bereits vor zwei Jahren. Zu sehen sind eine Pflanze, ein sternförmiges Zeichen, zwei konzentrische Kreise und ein Skorpion. Letztere Hieroglyphe ist der Name des Königs, die Kreise legen fest, dass es sich um eine Ortsbezeichnung handelt. Morenz misst der Inschrift große historische Bedeutung bei: »Erstmals wird hier der Prozess der Binnenkolonisation im Niltal konkreter inschriftlich greifbar«, sagt der Ägyptologe laut der Presseaussendung der Universität Bonn.

Die Inschrift | Die vier Hieroglyphen der Felsinschrift aus dem Wadi bei Assuan in einer Umzeichnung.

Das späte 4. Jahrtausend v. Chr. war die Gründungsphase des ägyptischen Staats (»Dynastie 0«). Der Skorpion-König dürfte gemäß Morenz eine prominente Rolle bei dessen Entstehung gespielt haben. In der prädynastischen Zeit hatten vermutlich rivalisierende Herrscher um die Macht im Land am Nil gekämpft. Letztlich setzte sich – womöglich infolge mehrerer Eroberungszüge – ein Anführer durch. Um das neue Reich zu stabilisieren, gründeten die Könige Ländereien, insbesondere an den Grenzbereichen wie im Fall des Wadis bei Assuan.

Überdies bezeugt die Entwicklung einer Schrift, dass sich in Ägypten früh ein Staatengebilde entwickelt hatte. Die ältesten Textzeugnisse würden Titel von Beamten nennen und von Steuern berichten.

Die ältesten bekannten Hieroglypheninschriften stammen aus der Zeit um 3200 v. Chr. Es handelt sich dabei um dutzende Täfelchen aus Elfenbein oder Knochen, die Archäologen im ältesten Königsfriedhof in Umm el-Quaab bei Abydos entdeckt haben. Darauf sind jeweils ein bis vier Zeichen eingeritzt. Die rechteckigen Plättchen, die an einer Ecke gelocht sind, dienten womöglich als eine Art Etiketten von Kisten oder Gefäßen. Auf den Täfelchen stand, wo der Inhalt herkam oder was sich in den verloren gegangenen Behältern befand.

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