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Verhaltensforschung: Wie eng ist die Bindung zwischen Mensch und Katze?

Nicht nur Menschenkinder und Hunde können verschieden sicher an ihre Bezugsperson gebunden sein: Auch bei Katzen wollen Forscher nun vergleichbare Bindungsstile entdeckt haben.
Frau kuschelt mit Katze und hört dabei Musik

Katzen gelten gemeinhin als eigensinnige Haustiere. Doch können sie trotzdem eine ähnliche Bindung zu ihrer Bezugsperson aufbauen, wie es beispielsweise Kleinkinder und auch Hunde tun? Einen Hinweis in diese Richtung wollen Forscher um Kristyn Vitale von der Oregon State University durch ein Experiment mit mehr als 100 Katzen und Katzenkindern sowie deren Besitzern gefunden haben.

Für den Versuch wandelte das Team den »Fremde-Situations-Test« der bekannten Entwicklungspsychologin Mary Ainsworth ab, mit dem Wissenschaftler kindliche Bindungsmuster erforschen. Dazu bitten sie typischerweise ein Kleinkind samt Bezugsperson in einen Raum und beobachten, wie sich das Kind verhält, wenn es für kurze Zeit zunächst mit einer fremden Person und schließlich ganz allein im Raum zurückgelassen wird. Vitale und ihre Kollegen arbeiteten mit einer verkürzten Version dieses Tests: Sie führten die Katzen samt Besitzern ebenfalls in ein Zimmer, das den Tieren unbekannt war. Nach einer Eingewöhnungsphase von zwei Minuten ließ die Bezugsperson das Tier zwei Minuten lang allein und kehrte anschließend wieder in den Raum zurück.

Rund 65 Prozent aller Katzen zeigten bei der Rückkehr ihres Herrchens oder Frauchens ein Verhalten, das die Forscher in Anlehnung an Ainsworths Test als »sicher gebunden« interpretierten: Die Tiere suchten die Nähe der Bezugsperson und ließen sich von ihr streicheln, setzten dann aber auch relativ schnell ihre Erkundungstour durch den Raum wieder fort. Die übrigen Katzen waren den Daten der Forscher zufolge »unsicher gebunden«. Das äußerte sich etwa dadurch, dass die Tiere ihren Besitzern nach der Rückkehr gar nicht mehr von der Seite wichen – oder aber diese geflissentlich ignorierten.

Ein sehr ähnliches Ergebnis erhält man älteren Studien zufolge, wenn man den Test mit Hunden oder aber wie im Original mit Kleinkindern durchführt: Auch hier zeigen sich in aller Regel rund zwei Drittel der Teilnehmer sicher und ein Drittel unsicher gebunden. Für Vitale und ihre Kollegen ist das ein Zeichen dafür, dass man die soziokognitiven Fähigkeiten von Katzen bislang unterschätzt habe. Lebten die Tiere mit Menschen zusammen, würden sie diese ebenfalls als eine »sichere Basis« in stressigen Situationen betrachten, glauben die Forscher. Damit widersprechen sie Alice Potter und Daniel Simon Mills von der University of Lincoln, die Mary Ainsworths Fremde-Situations-Test bereits 2015 nutzten, um die Beziehung zwischen Mensch und Katze näher zu beleuchten. Dabei verglichen sie auch das Verhalten, das die Tiere ihrem Halter im Gegensatz zu einer fremden Person entgegenbrachten. Sie fanden bei den 20 von ihnen untersuchten Katzen keine Hinweise auf eine sichere Bindung.

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