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News: Wie es zur Gelbsucht kommt

Jeder weiß, wie ein Patient mit Gelbsucht aussieht. Doch welche Abläufe auf der Ebene von Zellen dahinterstecken, konnten die Wissenschafter bisher nicht sagen. Grazer Forschern ist der Durchbruch gelungen. Sie klärten auf, wie diese krankhaften Vorgänge ablaufen. Fazit: Infektionen (Hepatitis), Gallensteine etc. reduzieren die Funktion jener "Pumpen", welche die Rückstände vom Zerfall roter Blutkörperchen - das gelbe Bilirubin - aus den Zellen transportieren.
Gallensteine, Virusinfektionen (Hepatitis), giftige Substanzen, Arzneimittelnebenwirkungen – die Liste der Ursachen, die zur Gelbsucht (Ikterus) führen können, ist lang. Dr. Michael Trauner, Assistenzarzt an der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Medizinischen Universitätsklinik in Graz, erhielt eine Auszeichnung der Hoechst-Stiftung für medizinische Forschung in Österreich für eine Arbeit, die die Krankheitsmechanismen des Ikterus bis auf die molekulare Ebene zurückverfolgte.

Was die gelbe Hautfarbe verursacht, ist das Bilirubin. Dabei handelt es sich um ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes. Normalerweise kommt es mit der Galle in den Darm, wird dort weiter abgebaut und schließlich ausgeschieden. Doch bei den sogenannten cholestatischen Leber-Erkrankungen, die durch einen "Gallenstau", also einem zu geringen Abfluß von Gallen-Flüssigkeit, gekennzeichnet sind, ist das nicht der Fall.

Dr. Trauner: "Aus den Leberzellen sollte das Bilirubin in die allerkleinsten Gallengänge abgegeben werden. Dafür ist das Mrp2-Protein verantwortlich. Es handelt sich dabei um eine 'Pumpe', welche solche Substanzen aus der Zelle hinausbefördert."

Mrp2 steht für Multi drug resistance related protein. Das bedeutet, daß diese "Pumpe" Zellen vor giftigen Substanzen schützen, also "resistent" machen kann. So zum Beispiel ist die Unempfindlichkeit mancher Krebszellen gegen Cytostatika darauf zurückzuführen, daß eine ähnliche "Resistenz-Pumpe" die Chemotherapeutika beseitigt, noch bevor sie den Tumorzellen gefährlich werden können.

Der Grazer Wissenschafter und seine Co-Autoren untersuchten Mrp2 an Ratten als Versuchstiere, bei denen auf unterschiedlichem Weg eine Gelbsucht ausgelöst worden war. Entweder hatte man die Gallengänge der Tiere verschlossen, oder man gab ihnen Bestandteile von Salmonellen-Bakterien bzw. ein künstliches Östrogen, um klinische Formen des Gallen-Staus durch Gallensteinverschluß, Entzündungen (Hepatitis) und Medikamente zu imitieren.

Dann wurden die Leberzellen der Tiere auf Veränderungen untersucht. Was sich herausstellte: Die Zellen wiesen kaum mehr das Mrp2-Eiweiß auf. Das Abtransportsystem für das Bilirubin war verschwunden. Trauner: "Die genetische Information für die Produktion dieses Eiweißstoffes ist in den Zellen natürlich noch vorhanden, doch das Umschreiben dieser Information und die Herstellung des Proteins ist gestört."

Das traf übrigens für alle drei Versuchsanordnungen (Gallengangverschluß, Salmonellen-Toxine, Östrogen) zu. Der Wissenschafter und sein Team haben damit offenbar detailgenau die Hintergründe der Gelbsucht aufgedeckt.

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