Direkt zum Inhalt

Sicher helfen: Wie hilft man bei einem Herzinfarkt?

Starke Brustschmerzen und Atemnot – sofort den Notruf wählen! Dahinter kann ein Herzinfarkt stecken. Besonders tückisch: Frauen und Vorerkrankte zeigen meist ganz andere Symptome.
Mann steht im Büro am Schreibtisch und hält sich mit der Hand die Brust
Während Männer meist über Brustschmerzen klagen, kann sich ein Herzinfarkt bei Frauen ganz anders bemerkbar machen.

Sicher helfen

Erste Hilfe rettet Leben. Wenn jemand in eine medizinische Notsituation gerät, sind wir deshalb alle verpflichtet, zu helfen. Trotzdem zögern viele Menschen im Ernstfall, oft aus Angst vor Fehlern. Diese Unsicherheit muss aber nicht bleiben. In unserer Serie »Sicher helfen« erklären wir, was im Notfall zu tun ist: Wie erkennt man eine Vergiftung? Welche Informationen braucht der Notruf? Und wann muss man reanimieren?

Achtung: Dieser Text bietet lediglich einen Überblick über Erste-Hilfe-Maßnahmen. Er ersetzt keinen Erste-Hilfe-Kurs. Kursangebote bieten unter anderem das Deutsche Rote Kreuz, die Malteser, die Johanniter und der Arbeiter-Samariter-Bund.

Sie unterhalten sich im Büro mit einem Kollegen über seine bevorstehende Rente. Plötzlich verzieht er das Gesicht und fasst sich an die Brust. Mit ängstlicher Stimme berichtet er, dass er brennende Schmerzen im Brustkorb und im linken Arm habe. Außerdem falle ihm das Atmen schwer.

Was ist los?

Der Mann hat einen Herzinfarkt. Oft entsteht die Erkrankung, weil Blutgerinnsel ein Herzkranzgefäß verschließen. Dadurch werden Teile des Herzens nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. 300 000 Menschen sind jedes Jahr in Deutschland betroffen, Männer häufiger als Frauen. Ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt haben unter anderem Menschen mit Bluthochdruck, Diabetes, starkem Übergewicht und Bewegungsmangel. Auch Rauchen und Stress begünstigen die Erkrankung. Die meisten betroffenen Männer sind über 67 Jahre, die meisten Frauen mindestens 76 Jahre alt. Allerdings kann die Erkrankung ebenso jüngere Menschen betreffen. Häufig berichten Betroffene über starke brennende oder drückende Schmerzen hinter dem Brustbein und ein Engegefühl in der Brust. Die Schmerzen können in den linken Arm und die linke Schulter ausstrahlen, bis in den Hals, Unterkiefer, Rücken und Oberbauch. Möglicherweise dehnen sich die Schmerzen in die rechte Körperhälfte aus. Zusätzlich haben die Betroffenen Atemnot, manche sind blass und schwitzen. Ihnen kann übel sein und sie erbrechen sich. Viele Erkrankte sind außerdem unruhig und haben Todesangst. Je nach Ausmaß des Herzinfarkts sind die Beschwerden unterschiedlich stark.

Bei Frauen sind Brustschmerzen häufig weniger stark ausgeprägt als bei Männern. Stattdessen berichten diese eher von Schmerzen im oberen Rücken, Nacken und Kiefer, Atemnot und Müdigkeit sowie Oberbauchbeschwerden mit Übelkeit und Erbrechen. Weil dies immer noch zu wenig bekannt ist und viele Frauen ihre Symptome falsch einschätzen, kommen sie im Schnitt eine Stunde später in die Notaufnahme als Männer. Manche Menschen haben kaum oder gar keine Brustschmerzen und klagen vor allem über unspezifische Symptome und Luftnot. Dann spricht man von einem stummen Herzinfarkt. Davon sind insbesondere Menschen mit Diabetes betroffen: Ein hoher Blutzucker schädigt auf Dauer verschiedenste Nerven im Körper. Ist das Herz betroffen, werden Schmerzsignale nicht mehr in Richtung Gehirn weitergeleitet.

Warum ist das gefährlich?

Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland: Mehr als 49 000 Menschen sterben hier zu Lande jedes Jahr an einem Herzinfarkt. Zudem beeinträchtigt die Erkrankung die Gesundheit der Betroffenen langfristig: Diese können unter anderem gefährliche Herzrhythmusstörungen oder ein Herzversagen entwickeln sowie am plötzlichen Herztod sterben. Dabei besonders gefährdet sind Frauen: Sie haben im ersten Jahr nach einem Infarkt ein 1,5-fach höheres Risiko, an der Erkrankung und ihren Folgen zu versterben als Männer. Ein Faktor, der dazu beiträgt, ist möglicherweise die psychische Gesundheit, denn Frauen sind durch einen Infarkt häufig stärker psychisch beeinträchtigt als Männer.

Wie kann man helfen?

Ein Herzinfarkt ist ein Notfall. Statt abzuwarten, müssen Beobachterinnen und Beobachter sofort den Notruf 112 wählen. Je schneller Betroffene medizinisch behandelt werden, desto mehr Herzmuskelgewebe kann erhalten werden. Bis die Rettungskräfte eintreffen, können die Außenstehenden aktiv helfen: Sie lagern die erkrankte Person bequem und erhöhen ihren Oberkörper. Um ihr das Atmen zu erleichtern, können Helfende enge Kleidung lockern und in Innenräumen die Fenster öffnen. Da die Betroffenen oft sehr ängstlich sind, sollten Helferinnen und Helfer versuchen, Ruhe zu vermitteln, und bei ihnen bleiben. Zudem sollten sie regelmäßig überprüfen, ob der oder die Erkrankte normal atmet und bei Bewusstsein ist. Falls dies nicht der Fall ist, müssen Helfende sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen.

Wie geht es weiter?

Die eintreffenden Fachkräfte schreiben vor Ort ein Elektrokardiogramm, kurz EKG, um nach Anzeichen eines Herzinfarkts und möglichen Herzrhythmusstörungen zu schauen. Zudem kontrollieren sie Blutdruck, Puls und Sauerstoffgehalt des Bluts. Abhilfe schaffen schmerzstillende und gefäßerweiternde Medikamente, Blutverdünner und wenn nötig Sauerstoff. Falls die betroffene Person einen Herzstillstand hat, setzen die Rettungskräfte die Reanimation fort. Ist sie transportfähig, bringen die Fachleute sie schnellstmöglich in eine nahe gelegene Klinik mit Herzkatheterlabor. Dort untersuchen die Ärztinnen und Ärzte die Herzkranzgefäße mit Hilfe eines dünnen Schlauchs, des Katheters. Finden sie verengte oder verschlossene Gefäße, können sie diese mit einem aufblasbaren Ballon weiten. Anschließend setzen sie meist einen Stent ein, der den betroffenen Gefäßabschnitt dauerhaft offen hält, damit das Blut längerfristig ungehindert fließen kann. Ist die Herzkatheteruntersuchung nicht möglich, versuchen die Mediziner, das verschlossene Gefäß medikamentös wieder zu öffnen.

Um weiteren Herzinfarkten vorzubeugen, bekommen Patientinnen und Patienten mehrere Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen. Nach dem Krankenhausaufenthalt lernen die Betroffenen in einer Rehaklinik, in den Alltag zurückzufinden und mit der Erkrankung und ihren Folgen umzugehen. Zudem werden Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck oder Adipositas, wenn möglich, behandelt.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.