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Kunstprojekt: Wie man Patenttrolle trollt

Patenttrolle versuchen, mit eigens patentierten Trivialerfindungen Unternehmen finanziell auszupressen. Eine clevere Idee soll dem nun einen Riegel vorschieben.
Spielzeug-Roboter

Das Unwesen, das Patenttrolle vor allem in den USA treiben, entspricht ungefähr dem Schmarotzertum der Abmahnanwälte hier zu Lande: Lücken in Gesetzen, welche die Interessen der Urheber und Erfinder schützen sollen, werden zu Geld gemacht. Vor allem kleine Unternehmen werden im schlimmsten Fall dadurch abgehalten, eine eigene Entwicklung an den Markt zu bringen. Dafür lassen sich die Patenttrolle in der Regel vage definierte, triviale Anwendungsfälle einer Technologie patentieren – etwa das Updaten einer App auf dem Smartphone. Im nächsten Schritt drohen sie allen Unternehmen, die dieses "Patent" verletzen, Klage an oder kassieren Lizenzgebühren.

Gegen diese Methode geht nun der US-amerikanische Ingenieur und Künstler Alexander Reben mit seiner Website AllPriorArt vor. Patente können nur eingereicht werden, wenn die darin spezifizierte Technik nicht bereits Allgemeingut ist, auf Englisch "prior art". Reben programmierte darum den Computer darauf, aus Versatzstücken von existierenden Patenten nach einem Zufallsprinzip neue "Erfindungen" zu generieren und diese auf der Website als Allgemeingut publik zu machen. Damit sind sie theoretisch der Patentierung durch Trolle entzogen.

Wie der "New Scientist" schreibt, produzierte Reben in nur drei Tagen 2,5 Millionen Ideen. Die meisten davon sind freilich völlig kuriose Unsinnserfindungen. Das Magazin nennt hier eine 3-D-gedruckte Seife, die Erdbeerschädlinge bekämpft, oder einen Telefonbuchroboter. Doch die Kosten für die computergenerierte Erzeugung und Publikation derartiger Erfindungen liege praktisch bei null, erklärt Reben auf der Website, darum könne man nahezu beliebig viele davon generieren und die Wahrscheinlichkeit sinnvoller Ergebnisse erhöhen.

Reben versteht sein Projekt aber nicht ausschließlich als Gegenattacke auf das Patenttrolling, sondern auch als Versuch, die Demokratisierung von Ideen voranzutreiben und eine Veränderung im US-Patentsystem anzuregen. Wenn man technisch aufrüste und die Ideenerzeugung verbessere, könnte man womöglich auch das komplette Patentierungssystem aushebeln. Sein Projekt solle die Menschen dazu bringen, darüber nachzudenken, was überhaupt patentiert werden solle und was nicht.

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