Umweltschutz: Wie moralische Überzeugungen unser Energiesparverhalten bestimmen

Manche Menschen schalten das Licht aus, sobald sie einen Raum verlassen, andere wiederum denken selten darüber nach, Energie zu sparen. Da wird die Heizung aufgedreht, obwohl das Fenster gekippt ist. Da wird gewaschen, obwohl nur drei Kleidungsstücke in der Maschine liegen. Da wird der Kühlschrank minutenlang offenstehen gelassen und mehrmals in der Woche gebadet statt geduscht. Ein Forschungsteam um Stephanie Zawadzki vom Northern New Mexico College in den USA hat nun in einer umfassenden Metastudie herausgefunden: Nicht das Einkommen oder das Wissen über Energiesparmaßnahmen bestimmt darüber, ob bewusst mit Strom, Wasser und Wärme umgegangen wird, sondern hauptsächlich die persönliche Einstellung zum Thema und die moralischen Überzeugungen.
Der Energieverbrauch von Privathaushalten macht etwa ein Fünftel des gesamten Energieverbrauchs in den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union aus. Würde man verstehen, worauf Menschen beim Umgang mit Energie achten, könnte das einen großen Unterschied dabei machen, die damit verbundenen Emissionen zu senken. Die Forschenden analysierten deshalb 100 bestehende Studien aus den Bereichen Psychologie, Soziologie, Wirtschaft und Ingenieurwesen. Insgesamt umfassten diese Studien die Perspektiven von mehr als 430 000 Menschen aus 42 Ländern. Das Team betrachtete 26 psychologische und soziodemografische Faktoren und untersuchte, wie stark jeder Faktor darauf einwirkte, ob Menschen energiesparende Maßnahmen ergreifen.
Die Studie lege nahe, dass Menschen eher bereit sind, Energie zu sparen, wenn sie eine positive Einstellung dazu haben. Für manche bedeutet das, sich bewusst zu machen, dass das eigene Verhalten etwas bewirken kann; für andere geht es darum, gezielt einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Auch die Meinung anderer spielt eine Rolle: Hat man das Gefühl, dass Freunde, Nachbarn oder Familienmitglieder von einem erwarten, Strom zu sparen, achtet man automatisch stärker darauf. Wer zudem bereits umweltfreundliche Gewohnheiten pflegt – etwa Müll zu trennen oder öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen –, spart auch eher Energie zu Hause. Das deutet darauf hin, dass ressourcenschonende Verhaltensweisen sich gegenseitig verstärken können.
Das Team war nach eigener Aussage überrascht von der Erkenntnis, dass es nur einen geringen Einfluss hat, wie viel man über die Umweltauswirkungen des eigenen Energieverbrauchs weiß. Auch sozioökonomische Faktoren wie Bildung oder Einkommen spielten kaum eine Rolle. »Zu wissen, was zu tun ist, reicht oft nicht aus, um jemanden tatsächlich zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. Man muss auch tiefere Einstellungen, Vorlieben und Wünsche ansprechen, um Menschen zu motivieren, ihre Absichten in die Tat umzusetzen«, sagt Zawadzki laut einer Mitteilung des Fachmagazins »Cell«.
Die Ergebnisse könnten als Grundlage dafür dienen, wirksame öffentliche Programme zur Eindämmung der Emissionen von Privathaushalten zu entwickeln. So legt die Analyse beispielsweise nahe, dass Initiativen erfolgreicher sind, wenn sie Menschen ein gutes Gefühl beim Energiesparen geben, statt nur darauf aufmerksam zu machen, dass sich Kosten sparen lassen.
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