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Methan: Wie wird die Kuh klimafreundlicher?

Rinder gelten wegen ihrer Methanemissionen als ein Faktor, der die Erderwärmung beschleunigt. Ein Zusatzfutter verspricht nun doppelten Nutzen.
Kühe sind Herdentiere

Bis zu 500 Liter Methan produziert eine wiederkäuende Kuh pro Tag; die US-Umweltbehörde schätzt, dass ein Viertel des landesweiten Methanausstoßes auf Rinder zurückzuführen ist. Gleichzeitig gehört das Gas zu den wichtigsten Einflussfaktoren des Klimawandels, da seine Treibhauswirkung fast 30-mal wirksamer ist als die von Kohlendioxid. Was liegt also näher, als die Menge des ausgestoßenen Methans zu verringern? Deshalb fütterten Agrarforscher um Alexander Hristov von der Pennsylvania State University, University Park, eine Reihe von US-Milchkühen zusätzlich mit einem neu entwickelten Methaninhibitor namens 3-Nitrooxypropanol (3NOP) und verglichen deren Emissionen mit Artgenossen, die sich wie üblich nur von Kraftfutter und Gras ernähren durften. Mit vollem Erfolg: Innerhalb des zwölfwöchigen Versuchszeitraums verringerte sich die Gasproduktion der Versuchskühe um 30 Prozent, während sie bei den Kontroll-Kühen gleich hoch blieb.

Gleichzeitig legten die 3NOP-Tiere um 80 Prozent mehr Gewicht zu, während ihre Futteraufnahme, Verdauung und Milchleistung genauso gut blieb wie bei den Rindern ohne 3NOP – für die Landwirte brächte die Zusatzfütterung also ebenfalls einen Vorteil. Der gegebene Stoff blockiert ein mikrobielles Enzym, das an der Methanbildung durch Bakterien im Kuhmagen entscheidend beteiligt ist. Zuvor entwickelte Methaninhibitoren erreichten bisweilen sogar, dass sich die Emissionen um bis zu 60 Prozent reduzierten. Allerdings wiesen diese auch unerwünschte Nebenwirkungen für die Tiere wie für die Umwelt auf, während sich in der Testphase von 3NOP – das von einem niederländischen Futtermittelproduzenten entwickelt wurde – bislang keine schädlichen Effekte zeigten.

Ob Kühe jedoch tatsächlich klimaschädlich sind oder nicht, ist auch unter Umweltschützern umstritten – sofern sie nicht auf gerodetem Regenwaldland weiden. Stehen sie beispielsweise im Stall und werden mit Kraftfutter ernährt, fällt die Bilanz insgesamt negativ aus, was allerdings an den starken Lachgasemissionen (ein sehr potentes Treibhausgas) der Futtermittelproduktion liegt. Weiden sie hingegen auf Grünland, das große Mengen Kohlendioxid speichern kann, so leisten sie durch den Erhalt dieses Ökosystems sogar einen Beitrag zum Klimaschutz: Die Kohlenstoffsenke wiegt das Methan der Rinder mehr als auf.

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