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News: Wilde Räuber in zarten Daunen

Können Sie sich einen mannshohen Saurier mit messerscharfen Krallen in zarte Daunen gehüllt vorstellen? Junge Tyrannosaurus rex, wie Küken von weichem Flaum bedeckt? Womöglich sogar ihre furchterregenden Eltern mit ein paar Federn hier und da? Ein kürzlich entdecktes Fossil aus der Verwandtschaft von Velociraptor läßt jedenfalls Hinweise auf ein ausgeprägtes Federkleid erkennen. Nicht alle Wissenschaftler halten die fossilen Abdrücke jedoch für Überreste von Federn.
Der Dromaeosaurier ist das letzte von fünf ausgezeichnet erhaltenen Fossilien, die in den letzten Jahren in der Yixian-Formation in China ausgegraben wurden. Der etwa vierzig Zentimeter große, flaumbedeckte Verwandte von Velociraptor ist etwa 125 Millionen Jahre alt. Alle Funde waren von federartigen Strukturen umgeben, von mehr faserähnlichen bis hin zu solchen, wie Vögel sie heute aufweisen.

Xiao-Chun Wu und seine Mitarbeiter vom Institute of Vertebrate Paleontology and Paleoanthropology in Peking berichteten am 16. September 1999 in Nature über den Fund. Nach Aussage von James Clark von der George Washington University zeigt das Fossil "mehr vogelartige Merkmale als jeder andere Dinosaurier mit Federn". Daraus lasse sich außerdem schließen, daß auch der später auftretende, größere Velociraptor ähnliche Federn besessen habe, meint Mark Norell vom American Museum of Natural History in New York. "Wir haben ebenso viele Hinweise für Federn bei Velociraptor wie dafür, daß Neanderthaler Haare hatten", meint er.

Nicht alle Wissenschaftler sind jedoch von den gefiederten Dinosauriern überzeugt. Ihrer Ansicht nach sind die das Skelett umgebenden Faserabdrücke, die bei den Fossilien gefunden wurden, die Überreste von inneren Bindegewebsfasern, die nach der Zersetzung des Fleisches erhalten blieben. "Wir denken, daß sie schlicht und einfach Collagen sind", sagt John Ruben von der Oregon State University.

Die Ergebnisse bedeuten jedoch auf keinen Fall, daß Tyrannosaurus rex als weiße Flaumkugel durch den kreidezeitlichen Urwald geprescht ist. "Es gibt keine direkten Hinweise darüber, ob ein ausgewachsener T. rex völlig gefiedert war", erklärt Thomas Holtz von der University of Maryland. "Es dürfte auch wenig angenehm gewesen sein, bei einem Gewicht von fünf bis sechs Tonnen und in einer Umgebung vergleichbar mit Lousiana mit einer dicken Isolationsschicht herumzulaufen." Der Forscher vermutet, daß ausgewachsene Tiere ihr Federkleid verloren haben – abgesehen von ein paar Federn hier und da.

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