Direkt zum Inhalt

Chronobiologie: Wirkstoff dreht an der inneren Uhr

Jetlag
Weltenbummler, Manager, Pauschaltouristen – vor der inneren Uhr sind sie alle gleich. Sobald sie im Flug mehrere Zeitzonen durchreisen, verliert ihr Organismus für eine Weile den gewohnten Rhythmus. Viele Körperfunktionen wie Herzschlag, Hormonhaushalt oder eben das Schlafbedürfnis unterliegen auf der molekularen Ebene einer Zeitsteuerung, der inneren Uhr. In den Organen existiert ein ganzes Räderwerk dieser internen Taktgeber, die vom Hypothalamus aus gesteuert werden. Beim Jetlag verlieren sie nicht nur vorübergehend die Synchronisation mit dem realen Tag/Nacht- Rhythmus, sondern geraten auch durcheinander: Die Uhren einzelner Organe stellen sich unterschiedlich schnell um, wodurch physiologische Vorgänge nicht mehr koordiniert ablaufen.

Jetlag | Nach langen Reisen über mehrere Zeitzonen gerät unsere "innere Uhr“ aus dem Takt.
Das entdeckte nun Gregor Eichele, Leiter der Abteilung Gene und Verhalten am MPI für biophysikalische Chemie (Göttingen) bei der Untersuchung von Mäusen mit defekter Nebennieren-Uhr. Diese hatten weniger Probleme, sich einem veränderten Tag/Nacht- Rhythmus anzupassen. Daraufhin manipulierte der Forscher bei gesunden Nagern mit dem Wirkstoff Metyrapon, einem Kortikoid-Hemmer, die tageszeitabhängige Ausschüttung des Hormons Kortikosteron, das dem menschlichen Kortisol entspricht. Dadurch konnte er die Mäuse-Uhr sowohl vor- als auch zurückdrehen.

Eichele hält die besonders beharrliche Nebennieren-Uhr für den eigentlichen Verursacher von Jetlag. Seiner Ansicht nach drosselt sie die Anpassungsgeschwindigkeit des Hypothalamus, um sporadische Schwankungen abzupuffern. Sonst könnte etwa schon die Abdunklung im Kino das Körperuhrwerk verstellen. Ob eine Jetlag-Therapie mit Metyrapon möglich ist, müssen weitere Untersuchungen erweisen. Es wäre jedenfalls ein Segen – nicht nur für Reisende, sondern auch für Schichtarbeiter.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.