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Teleskopbau: WIYN-Teleskop mit neuer Kamera "ODI" aufgerüstet

Das WIYN-Teleskop auf dem Kitt-Peak in den USA bot schon immer exzellente Beobachtungsbedingungen. Um seine Leistungsfähigkeit noch weiter zu steigern, wurde nun eine neue Kamera installiert. Noch befindet sich die Kamera in der Testphase, doch einmal fertiggestellt, soll sie ein Gesichtsfeld von mehr als der fünffachen Fläche des Vollmonds abdecken - und das bei einer Bildqualität, die derjenigen des Weltraumteleskops Hubble sehr nahe kommt.
Die Blase wird durch den Wind eines massereichen Sterns erzeugt.

Nach mehreren Jahren Entwicklungs- und Bauzeit wurde am amerikanischen 3,5-Meter-WIYN-Teleskop eine neue leistungsfähige Kamera installiert, die ein außergewöhnlich großes Gesichtsfeld hat. Welche Qualität ihre zukünftigen Bilder haben werden, stellte die Kamera nun mit einer gestochen scharfen Aufnahme des Blasen-Nebels (NGC 7635) unter Beweis. Nicht nur die Auflösung im Zentrum des Bildes ist phantastisch, auch Sterne an dessen Rand werden immer noch scharf dargestellt, was für Kameras mit großem Gesichtsfeld eine Herausforderung darstellt.

Der Blasen-Nebel befindet sich im Sternbild Kassiopeia und hat eine Ausdehnung von rund zehn Lichtjahren. Am Himmel nimmt er eine Fläche ein, die nur wenig kleiner als die des Vollmonds ist. Die markante Form entstand durch den Wind des massereichen Sterns BD+60 2522.

Der Blasen-Nebel NGC 7635 | Dieses Bild des Blasen-Nebels wurde mit dem One Degree Imager (ODI) am WIYN 3,5-Meter-Teleskop aufgenommen. Die Blase im Inneren des Nebels wird durch den Wind eines massereichen Sterns in ihrer Mitte erzeugt.
Das 3,5-Meter-Teleskop WIYN ist seit 1994 in Betrieb und zeichnet sich durch eine günstige geografische Lage und eine hohe optische Qualität aus. Die neue Kamera wurde in Auftrag gegeben, um die Leistungsfähigkeit des Teleskops mit modernen Mitteln noch besser ausschöpfen zu können.

Nach dem geplanten Gesichtsfeld von einem Quadratgrad trägt die Kamera den Namen One Degree Imager (ODI). Ein Quadratgrad des Himmels entspricht etwa der fünffachen Fläche des Vollmonds. Um diese Fläche simultan ablichten zu können, werden 64 CCDs mit insgesamt mehr als einer Milliarde Pixeln benötigt. Derzeit arbeitet die Kamera jedoch nur mit 13 CCDs und erzeugt Bilder mit einer Ausdehnung von 25 x 25 Bogenminuten. Jedes Bild der fertig gestellten Kamera wird später eine Dateigröße von zwei Gigabyte aufweisen. Pro Nacht werden Daten in einem Umfang von einem bis vier Terabyte erwartet.

Im optischen Spektralbereich erreicht ODI eine Auflösung von 0,3 Bogensekunden. Bisher war das nur mit Weltraumteleskopen, oder durch den Einsatz adaptiver Optik möglich. Adaptive Optik hat jedoch den Nachteil, dass sie nur auf sehr kleine Himmelsausschnitte und nur im Infraroten angewandt werden kann.

Ihr großes Blickfeld macht die ODI-Kamera zu einem geeigneten Instrument für Himmelsdurchmusterungen (englisch: survey). Dementsprechend sind die wissenschaftlichen Ziele für die Kamera unter anderem Surveys, aber auch die Untersuchung der Eigenbewegung von Galaxien und Entfernungsmessungen lichtschwacher Sterne.

Nebst ihrem großflächigen Blickfeld und ihrer hohen Auflösung besitzt ODI auch die Fähigkeit, Bilder in einzelnen sehr eng begrenzten Farbbereichen aufzunehmen, woraus sich Erkentnisse über die spektralen Eigenschaften der abgelichteten Himmelsobjekte gewinnen lassen. Aber auch optisch reizvolle Farbkomposite lassen sich aus diesem Datenmaterial erstellen, wie das Beispiel des Blasen-Nebels vor Augen führt.

Betrieben wird das WIYN-Teleskop von der Indiana University, der University of Wisconsin und der Yale University. Es befindet sich auf dem Gelände des National Optical Astronomy Observatory (NOAO) auf dem Berg Kitt Peak im US-Bundesstaat Arizona.

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  • Quellen
NOAO Pressemitteilung vom 4. Dezember 2012. Release-Nummer NOAO 12–07.

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