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Sprache: Wo ist der Apfel?

Kinder erkennen die Bedeutung von Wörtern bereits mit einem halben Jahr.
Kind mit Apfel

Die meisten Kinder sprechen ihre ersten Wörter kurz vor oder nach ihrem ersten Geburtstag. Doch schon einige Monate früher lernen sie die Grundzüge ihrer Muttersprache und verstehen auch die Bedeutung von einigen Begriffen. Bisher glaubten Forscher, dass die magische Grenze dafür bei etwa neun bis zehn Monaten liegt – möglicherweise ein Irrtum.

Apfel oder Mund? | Schon ab einem Alter von sechs Monaten erkennen Kinder die Bedeutung von einigen Wörtern. Im Experiment konnten die Kleinen zwischen Körperteilen und Früchten unterscheiden.

Elika Bergelson und Daniel Swingley von der University of Pennsylvania in Philadelphia platzierten 33 Kleinkinder im Alter zwischen sechs und neun Monaten auf dem Schoß eines Elternteils vor einem Computerbildschirm. Im ersten Versuchsteil sahen die Kinder jeweils ein Bild von etwas Essbarem oder aber von einem Köperteil. Ihre Mütter oder Väter nannten daraufhin einen der Gegenstände im Satzzusammenhang, etwa: "Wo ist der Apfel?" Dabei bekamen die Eltern ihre Sätze über Kopfhörer vorgegeben und trugen zudem einen Sichtschutz, so dass sie selbst die Objekte auf dem Bildschirm nicht gezielt betrachten konnten. Wie die Augenbewegungen der Kinder offenbarten, fixierten die Babys tatsächlich bevorzugt den genannten Gegenstand.

Anschließend präsentierten die Forscher den Kindern nicht zwei Bilder, sondern eine gesamte Szenerie, auf der etwa mehrere Früchte zu sehen waren oder ein ganzes Gesicht. Auch hier konnten die Babys auf Anweisung den gesuchten Gegenstand ausmachen.

Demnach verstehen Kinder bereits ab dem sechsten Monat die Bedeutung bestimmter Begriffe. Das heißt aber nicht, dass die Kleinen die Wörter tatsächlich schon auf die gleiche Weise begreifen wie Erwachsene oder ältere Kinder, betonen die Forscher.

Überraschenderweise zeigte sich im Experiment kein besonders großer Unterschied zwischen den sechs bis neun Monate alten Babys und einer Kontrollgruppe von Kindern zwischen dem zehnten und dreizehnten Monat. Erst mit 14 Monaten absolvierten die Probanden den Test wesentlich besser.

Dieser Sprung deute nicht unbedingt auf einen zeitweiligen Entwicklungsstillstand hin, erläutern Bergelson und Swingley. Vielmehr scheinen die älteren Kinder deshalb kaum besser abzuschneiden, weil sie in diesem Alter deutlich leichter abzulenken sind als die jüngsten Versuchsteilnehmer. Ab 14 Monaten könnten die Kinder die Aufgabe dagegen bereits als "Spiel" auffassen und seien daher besonders motiviert bei der Sache.

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  • Quellen
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 10.1073/pnas.1113380109, 2012

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