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News: Wo sind sie geblieben

Winzige Diamanten sind typische Bestandteile der so genannten kohligen Chondrite. Doch merkwürdigerweise sind sie nicht in allen dieser ältesten Gesteine im Sonnensystem enthalten.
Die kohligen Chondrite sind die ältesten und ursprünglichsten aller Meteoriten. Sie spiegeln die Zusammensetzung der Gas- und Staubwolke wider, aus der vor über 4,5 Milliarden Jahren unser Sonnensystem entstand. Diese bröseligen Gesteine enthalten Wasser und einige Prozent organischen Kohlenstoffs, der beweist, dass diese Gesteine niemals geschmolzen waren und somit am ehesten von den chemischen Bedingungen im solaren Urnebel zeugen.

Einige Bestandteile, wie Siliciumcarbid und Kohlenstoff in Form von Graphit und Diamanten, sind sogar noch älter und bildeten sich einst vermutlich in den Atmosphären anderer Sterne. Insbesondere die Nanodiamanten haben alle Zeiten überdauert und finden sich in diesen Meteoriten nun in Gestalt winziger "Körner", die mitunter nur aus einigen tausend Kohlenstoffatomen bestehen.

Weit draußen, jenseits der Umlaufbahnen von Neptun und Pluto, kreisen bis heute unzählige solcher kohligen Chondriten. Sie sind in den Kometen des Kuiper-Gürtels und der Oortschen Wolke gebunden.

Bisweilen geraten die gefrorenen Brocken aus Stein und Eis auch in das Innere des Sonnensystems, wo sie einen Teil ihrer Materie verlieren, die ihrerseits permanent auch die Erde bombardiert und beispielsweise mithilfe von Gelen an der Außenseite der Internationalen Raumstation eingesammelt werden kann.

Aufgrund ihres hohen Kohlenstoffgehalts lassen sich aus den so eingefangenen Interplanetaren Staubteilchen – oder Interplanetary Dust Particles (IDPs) – leicht die herausfischen, die den kohligen Chondriten entsprechen – und dementsprechend auch jene Nanodiamanten enthalten sollten.

Doch nun könnten die Theorien über den präsolaren Ursprung der Diamanten gründlich über den Haufen geworfen werden. Denn Zuron Dai vom Georgia Institute of Technology und seine Mitarbeiter haben in fünf von neun solcher, höchstens einen halben Millimeter großen Partikel überhaupt keinen einzigen Diamanten gefunden.

Die Forscher hatten die IDPs mit Säure behandelt und mithilfe des Elektronenmikroskops die atomaren Abstände der Kohlenstoffanteile vermessen. Auf diese Weise konnten sie genau sagen, ob der Kohlenstoff in graphitischer Form oder in Gestalt von Nanodiamanten vorlag.

Für das Fehlen der Diamanten haben die Forscher keine Erklärung – jedenfalls keine, die mit den bestehenden Modellvorstellungen im Einklang stehen. Im einfachsten Fall wären die Diamanten gar nicht älter als unser Sonnensystem, sondern entstanden innerhalb der Staub- und Gasscheibe des solaren Nebels. Dies stünde immerhin im Einklang mit der kürzlichen Entdeckung von Diamanten in Akkretionsscheiben anderer junger Sterne.

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