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Artenschutz: Wölfe breiten sich in Deutschland weiter aus

Seit ihrer Rückkehr im Jahr 1998 wächst die Zahl der Wölfe in Deutschland stetig. Mehr als 1100 Tiere sollen es inzwischen sein. Nicht alle freuen sich darüber.
Eine Wölfin mit ihrem Jungen
Eine Wölfin streift mit einem Jungtier durch den Wald. Die Zahl der amtlich bestätigten Wolfsrudel ist bundesweit auf 161 gestiegen.

Die Zahl der Wölfe (Canis lupus) in Deutschland nimmt seit ihrer Rückkehr im Jahr 1998 immer weiter zu. Zwischen dem 1. Mai 2021 und dem 30. April 2022 sei die amtlich bestätigte Zahl der Wolfsrudel bundesweit auf 161 (Vorjahr: 158) gestiegen. Die Zahl der Wolfspaare legte auf 43 (Vorjahr: 35) zu, die Zahl der Einzelwölfe blieb mit 21 (Vorjahr: 22) annähernd konstant, teilten das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) mit.

»Das ist ein natürliches Wachstum und ein etwas geringerer Anstieg als in den Vorjahren«, sagte die Leiterin des Fachgebiets zoologischer Artenschutz beim BfN, Sandra Balzer. Grundlage der Zahlen sind Erhebungen der Länder mit wissenschaftlich abgesicherten Nachweisen etwa durch Genspuren und Kamerafallenbilder, erklärte BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm.

Für öffentliche Diskussionen über den streng gegen Abschuss geschützten Wolf sorgen immer wieder Attacken auf Nutztiere, vor allem auf Schafe und Ziegen. Im Jahr 2021 wurden insgesamt 975 Angriffe von Wölfen mit 3374 verletzten, vermissten oder getöteten Nutztieren gemeldet. Im Vorjahr waren es 942 Attacken.

Für die Nutztierhalter gibt es in Deutschland allerdings in fast allen Bundesländern mit etablierten Wolfsvorkommen staatliche Zuschüsse für den Herdenschutz. Empfohlen werden etwa 1,20 Meter hohe Elektrozäune und – je nach Einzelfall – auch Hütehunde. Bundesweit seien dafür im Jahr 2021 gut 16,6 Millionen Euro ausgegeben worden, heißt es in dem Bericht. Außerdem zahlten Behörden im gleichen Zeitraum knapp eine halbe Million Euro Schadenersatz an Eigentümer von Nutztieren.

Ein flächendeckender Herdenschutz sollte möglichst vorbeugend erfolgen, also bevor Wölfe sich an das Reißen von Schafen und Ziegen oder sogar kleineren Rindern und Fohlen als vermeintlich »leichter Beute« gewöhnen, rät das Bundesamt. Eine allgemeine Bejagung von Wölfen ist dagegen aus Sicht der Fachleute keine geeignete Maßnahme gegen Nutztierschäden.

Die meisten Wolfsrudel, nämlich insgesamt 47, lebten laut dem Bericht 2021/22 in Brandenburg, gefolgt von Niedersachsen (34) und Sachsen (31). Im einwohnerstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen waren es zwei Rudel. Bundesweit wird die nachweisbare Zahl der Wölfe in den bekannten Wolfsgebieten für das Wolfsjahr auf 1175 beziffert, wobei der Gesamtbestand unter anderem wegen der viele Kilometer weiten Wanderungen der Tiere nicht seriös beziffert werden kann. Es gibt auch keine Vergleichszahl zum Vorjahr.

Wölfe stehen in Deutschland als streng geschützte Art unter Naturschutz. Ein Abschuss ist verboten, es sei denn, die Menschen gegenüber eher scheuen Wölfe verhalten sich ungewöhnlich aggressiv. Dann erlaubt das Bundesnaturschutzgesetz, sie abzuschießen – offiziell »Entnahme« genannt. Ein solcher Fall ist seit 1998 allerdings laut dem Bericht noch nicht aufgetreten.

148 Wölfe wurden zwischen Mai 2021 und April 2022 tot gefunden. Davon starben 102 bei Verkehrsunfällen. Immerhin 13 Einzeltiere wurden aber auch illegal unter Missachtung des Tierschutzgesetzes getötet. (dpa/kmh)

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