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Mars: Wohin verschwindet das Methan des Roten Planeten?

Europas Marsspäher Mars Express | Seit mehr als fünf Jahren umrundet Mars Express den Roten Planeten und hat seitdem Tausende an faszinierenden Farbfotos und hochinteressante Messdaten zur Erde gefunkt.
Seit die europäische Sonde Mars Express im Jahr 2004 Methan in der Atmosphäre des Erdnachbarn nachwies, spekulieren Wissenschaftler über dessen Herkunft. Dass das organische Molekül kurz darauf wieder verschwunden war, stellt ein noch größeres Rätsel dar. Zwei Meteorologen aus Paris verglichen nun verschiedene Beobachtungen und kamen zum Ergebnis: Der Rote Planet ist aktiver als bisher vermutet.

Bisher kennen Forscher nur zwei Prozesse, die auf einem Planeten Methan erzeugen: Vulkanische Aktivität oder Lebewesen. Beides schlossen Planetologen bisher für die jüngere Vergangenheit des Mars aus. Um so überraschender kam Anfang 2004 der Fund von Mars Express. Da Methan sich in der Atmosphäre des Roten Planeten innerhalb von 300 Jahren zersetzen sollte, musste es zudem erst kürzlich entstanden sein. Andere Wissenschaftler suchten daraufhin mit erdgebundenen Teleskopen ebenfalls nach dem Gas und bestätigten die Daten des Orbiters.

Der NASA-Astronom Michael Mumma suchte seit 2004 mehrmals mit verschiedenen Infrarotteleskopen den Mars nach Methan ab. Seine Funde zeigen ein noch detailreicheres Bild: Das Molekül trat in mehreren lokalen Ausbrüchen zusammen mit Wasserdampf auf, verteilte sich um den Planeten, verschwand dann aber innerhalb von zwei Jahren vollständig.

Zum einen spricht dies stark dafür, dass auf dem Mars noch immer vereinzelt im Untergrund gespeichertes Gas austritt oder eventuell sogar noch vulkanisch erzeugt wird. Da die jüngeren Marsvulkane erst wenige hundert Millionen Jahre alt sind, ist dies nicht sehr unwahrscheinlich. Mit 0,6 Kilogramm Methan pro Sekunde glich der Ausbruch von 2004 stark einer irdischen Mofette, einer kühlen Gasquelle in Vulkangebieten. Bei diesen tritt zwar vor allem Kohlendioxid aus, dies wäre allerdings in der Atmosphäre des Mars nicht feststellbar, da sie zu 95 Prozent aus CO2 besteht.

Grabung der Raumsonde Phoenix im Marsboden zur Probennahme | Aus diesem etwa 40 Zentimeter langen Graben, den die Raumsonde Phoenix mit ihrem Roboterarm aushob, stammen die derzeit analysierten Bodenproben. Der Graben wurde von den Projektwissenschaftlern auf den Namen "Schneewittchen" getauft.
Zum anderen gibt das schnelle Verschwinden des Gases Hinweise auf die Oberflächenchemie des Planeten. Die bisherige Schätzung von 300 Jahren Lebenszeit gingen lediglich davon aus, dass ultraviolette Sonnenstrahlung nach und nach die CH4-Moleküle zersetzt, oder der Marssand sie physikalisch bindet.

Landesonden wie Phoenix fanden jedoch kürzlich in Bodenproben des Mars hohe Konzentrationen von Wasserstoffperoxid und Perchlorsäure. Diese aggressiven Verbindungen können organische Moleküle wie Methan sehr schnell zersetzen. Leider verschlechtern sich damit auch deutlich die Prognosen für Leben auf der Oberfläche des Planeten.

Den Lebenszyklus des Mars-Methans genauer zu untersuchen, könnte wesentlich dazu beitragen, die geologische Geschichte des Nachbarplaneten besser zu verstehen. Noch sind auch Mikroorganismen tief unter der Oberfläche des Planeten als Quelle des Gases nicht vollständig ausgeschlossen. NASA und ESA wollen bei den kommenden Marsmissionen verstärkt zusammen arbeiten. Die Suche nach den Quellen und den Senken von Methan soll dabei eines der wichtigsten Untersuchungsziele von neuen Sonden sein.

Ralf Strobel

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