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Flaggschiff Santa Maria: Wrack von Christoph Kolumbus' Schiff entdeckt?

Unterwasserarchäologen haben möglicherweise das Flaggschiff von Christoph Kolumbus ausfindig gemacht. Das Wrack liegt vor der Küste Haitis - exakt am richtigen Ort.
Die Schiffe des Christoph Columbus

Haben die Forscher Recht, ist ihnen einer der spektakulärsten Funde der Unterwasserarchäologie gelungen: Bei einem Wrack vor der Küste Haitis soll es sich nach Meinung eines Forscherteams um Barry Clifford um das legendäre Flaggschiff Santa Maria handeln, mit dem Christoph Kolumbus den amerikanischen Kontinent entdeckte. Das berichtet jetzt der "Independent".

Aus den Tagebuchaufzeichnungen des Entdeckers ist der Untergang des Schiffs relativ genau bekannt: Nach einer Weihnachtsfeier am 25. Dezember 1492 war die Santa Maria auf ein Riff gelaufen und dabei unrettbar beschädigt worden. Der Besatzung gelang es jedoch noch, Bauholz zu bergen und daraus in der Nähe ein Fort zu errichten. In dieser ersten spanischen Anlage auf dem amerikanischen Kontinent, genannt "La Navidad", ließ Kolumbus Teile seiner Besatzung zurück, während er selbst mit den beiden verbliebenen Schiffen den Rückweg nach Europa antrat.

Das Team um Clifford sucht das Wrack bereits seit über einem Jahrzehnt an den Küsten der Insel Hispaniola, auf der sich heute die Staaten Haiti und Dominikanische Republik befinden. Das fragliche Wrack ging ihnen bereits früher ins Netz. Im Rahmen der groß angelegten Fahndung dokumentierten sie es bereits im Jahr 2003 – glaubten damals allerdings selbst nicht daran, am Ziel ihrer Suche zu sein.

Lage und Größe entsprechen der Santa Maria

Wie es beim "Independent" heißt, fanden die Forscher erst bei einer erneuten Durchsicht der Aufnahmen genügend Belege, um das Wrack, von dem nicht mehr als ein unscheinbarer Steinhaufen im Riff übrig ist, mit dem gesuchten Segler in Verbindung zu bringen. Solange kein abschließender Beweis erfolgt ist, sehen sie die Interpretation des Fundes allerdings selbst noch als "vorläufig" an. Von dem dort versunkenen Schiff sind in der Hauptsache die Ballaststeine übrig geblieben, während das Holz über die Jahrhunderte größtenteils verrottet sein dürfte. Die Form und Ausdehnung des Steinhaufens zeichnet jedoch noch immer den Umriss des Segelschiffs nach.

Einen entscheidenden Hinweis gab nach Angaben der Archäologen die Niederlassung "La Navidad" an der haitianischen Küste, deren mutmaßlicher Standort ebenfalls 2003 entdeckt wurde. Das Wrack liege in einer Entfernung und Richtung zum Fort, die mit den Tagebuchaufzeichnungen in Einklang zu bringen seien. Zudem passten nicht nur die Größe des Schiffs und die vorherrschenden Strömungsverhältnisse zur historischen Überlieferung, sondern auch einige Gegenstände, die bei Tauchgängen zum Vorschein kamen – darunter auch eine Kanone, die dem Typ entspreche, den Kolumbus an Bord hatte.

Die Untergangsstelle wurde inzwischen beraubt

Tragischerweise sei die vermeintliche Santa Maria inzwischen von Raubgräbern geplündert worden: Bei erneuten Tauchgängen zur genaueren Analyse der Artefakte waren keine der Überbleibsel mehr auffindbar, berichten Clifford und Kollegen. Im Jahr 2003 hatte ein Filmteam die Unterwasserarchäologen begleitet und Aufnahmen für eine Dokumentation gemacht. Die Forscher berichten, inzwischen Kontakt zur haitianischen Regierung aufgenommen zu haben, um das weitere Vorgehen mit den Behörden abzusprechen.

Holzreste könnten Altersdatierung ermöglichen

Aber auch ohne die einfach zugänglichen Überbleibsel, wie etwa die Kanone, könnte ein genauerer Nachweis erbracht werden. Bislang beschränkten sich die Untersuchungen noch auf nicht invasive Dokumentationsmaßnahmen. Laut dem Archäologen und Expeditionsteilnehmer Charles Beeker reichen nun jedoch die Hinweise, um mit einer umfassenderen archäologischen Grabung zu beginnen. Sollten dabei Holzreste zum Vorschein kommen, könnten diese vielleicht datiert werden.

Barry Clifford hat bereits einige erstaunliche Erfolge beim Aufspüren berühmter Schiffswracks vorzuweisen – nicht selten im Verbund und mit finanzieller Unterstützung von TV-Sendern. Auch das aktuelle Projekt wird vom "History Channel" gefördert, der sich nach Angaben des "Independent" die Exklusivrechte für eine ausführliche Fernsehdokumentation über den Fund sicherte.

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