Yellowstone: Wie entstand das Milchwasserloch?

Im April 2025 war eine Gruppe von Geologen im Norris Geyser Basin des US-Nationalparks Yellowstone unterwegs, um aufgezeichnete Temperaturmessungen auszulesen: Die Region liegt über einer riesigen Magmakammer und wird daher eng überwacht. Im dazugehörigen Porcelain Basin entdeckten sie dann ein mit trübem Milchwasser gefülltes Loch, das bei ihrem letzten Besuch im Herbst 2024 noch nicht vorhanden war - und das ihre Neugier weckte. Denn zuvor befand sich an dieser Stelle eine eher strukturarme Fläche, die nicht besonders bemerkenswert war.
Rund um das Loch mit einem Durchmesser von vier Metern lagen kleinere und größere Gesteinsbrocken, die mit feinem, grauen Schlamm bedeckt waren, wie er sich auch an den Wänden des Tümpels wiederfand: Anzeichen von hydrothermalen Explosionen, die das Material auswarfen und die Vertiefung für die neue Quelle schufen.
Um den Entstehungszeitraum einzugrenzen, überprüfte das Team um Jeff Hungerford vom Nationalpark Satellitenbilder des Gebiets. Während bis Mitte Dezember noch keine Anzeichen für die Quelle vorlagen, zeigte sich Anfang Januar bereits eine erste Senke; bis zum 13. Februar war der Tümpel dann vollständig ausgebildet und mit Wasser gefüllt. Dass er nicht in einem einzigen Ereignis entstand, bestätigten zudem seismische Daten, welche die Geologen sammeln, um die hydrothermale Aktivität des Gebietes aufzuzeichnen: Es mussten also mehrere kleinere Explosionen stattgefunden haben.
Immer wieder entstehen im Yellowstone neue heiße Quellen - oft genug auch mit heftigen Ausbrüchen wie im Juli 2024, als in der Nähe des berühmten Geysirs Old Faithful plötzlich und ohne Vorwarnung eine starke hydrothermale Explosion stattfand. Sie jagte heißes Wasser und Gestein bis zu 180 Meter in die Luft und zerstörte Teile der touristischen Infrastruktur im Umkreis. Das Norris Geyser Basin gilt als eines der geologisch dynamischsten Gebiete des Yellowstones. Verglichen mit der explosiven Gewalt eines Ausbruchs des gleichnamigen Supervulkans nimmt sich die Entstehung neuer hydrothermaler Quellen jedoch harmlos aus. Mindestens dreimal ist er in den letzten 2,1 Millionen Jahren in großem Stil ausgebrochen; aktuell drohe jedoch keine Gefahr, dass sich dies in naher Zukunft wiederholen werde, entwarnen Geologen.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.