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Bestattungsriten : Zarte Blümchen als Wegbegleiter

Trauernde geben nach altem europäischem Brauch den Verstorbenen Blumen mit auf ihren letzten Weg. Dass diese Sitte sogar noch viel älter zu sein scheint, als bisher angenommen, entdeckten nun Forscher in einem Grab aus der Bronzezeit: Dort fanden sie ein kleines Sträußchen aus vertrockneten Blumen.

In einem Ort der Grafschaft Perthshire entdeckten schottische Archäologen unter der Leitung von Kenneth Brophy von der Universität Glasgow das 4 000  Jahre alte Grab eines augenscheinlich mächtigen Mannes aus der Bronzezeit, bestattet in einem Sarg aus Birkenrinde. Neben vielen anderen wertvollen Stücken wie einem mit Gold verzierten Dolch fanden sich unter den Grabbeigaben auch ein paar zierliche, vertrocknete Köpfchen des Wiesengewächses Mädesüß. Zwar sind sie nur ein paar Millimeter groß, doch der Fund ist dennoch einzigartig.

Vereinzelt wurden in früher entdeckten Gräbern schon organische Überreste oder Pollen gefunden, doch die konnten auch durch spätere Verunreinigungen in die Gräber gelangt sein. Dies ist nun der erste definitive Beweis dafür, dass Menschen schon so früh mit Blumen als Grabbeigaben bestattet wurden. "In Begräbnisstätten finden wir ja sehr oft Beigaben aus Metall," so Brophy, "aber etwas so Zerbrechliches zu finden, eine so menschliche Note, ist etwas wirklich Seltenes, wenn nicht sogar Einzigartiges."

Das zierliche Kraut Mädesüß ist auf vielen Feucht- und Nasswiesen Europas beheimatet. Und vielleicht wurde sie dem Verstorbenen mit einer besonderen Bedeutung mitgegeben: Mädesüß ist für seine schmerzlindernde und beruhigende Wirkung auf den Körper bekannt und galt bei den später in jener Region lebenden Kelten als eine Kultpflanze.

Nicole Mai

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