Direkt zum Inhalt

Synthetische Biologie: Zellattrappe betreibt Fotosynthese

Bakterienmoleküle erzeugen mit Licht eine Spannung in künstlichen Membranbläschen. Die Konstruktion könnte als Energiequelle für synthetische Enzyme dienen.
Grünliche Blubberbläschen vor gelblichem Hintergrund.

Mit isolierten bakteriellen Fotoenzymen erzeugte eine Arbeitsgruppe um Fabio Mavelli von der Universität Bari künstliche, etwa 20 Mikrometer große Membrankugeln, die aus Sonnenlicht nutzbare chemische Energie machen. Die Vesikel aus Doppelschichten einfach zu gewinnender Membranmoleküle schaffen unter Licht einen pH-Unterschied zwischen Innen- und Außenseite der Membran, indem sie Protonen aus dem Innenraum mit einem Hilfsmolekül reagieren lassen. Die entscheidende Leistung bei dem Verfahren ist, dass die Fotosynthesezentren aus den Bakterien weit überwiegend richtig herum in die Membran eingebaut sind, so dass die Konstruktion effektiv Energie erzeugt. Mit Hilfe des Unterschieds in der Protonenkonzentration ließen sich zum Beispiel andere Enzyme antreiben, die ein gewünschtes Produkt herstellen.

Das bakterielle Reaktionszentrum des Bakteriums Rhodobacter spheroides ist ein Protein, das in einer Membran sitzt und bei Beleuchtung Elektron-Loch-Paare erzeugt. Die Elektronen nimmt ein Hilfsmolekül auf, das auf diese Weise Protonen bindet, die Löcher werden durch einen anderen, leicht oxidierbaren Stoff aufgenommen. Mavelli und sein Team präparierten die Membranproteine aus den Bakterien und brachten sie zusammen mit membranbildenden Molekülen in eine Wasser-in-Öl-Emulsion ein. So landeten die Proteine frei im Inneren der Membranbläschen und bauten sich – angetrieben von ihrer natürlichen Affinität zu Lipiddoppelschichten – in korrekter Orientierung in die Membran ein. Unter Beleuchtung erzeugen die künstlichen Zellen eine Spannung von 3,6 Millivolt pro Minute – noch deutlich weniger als das natürliche Vorbild, dafür aber mit beliebigen anderen Proteinen kombinierbar.

Schreiben Sie uns!

1 Beitrag anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.