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Tierische Plagen: Ziegen ruinieren eine griechische Insel

Samothraki in der nordöstlichen Ägäis gehört zu den gebirgigsten Inseln Griechenlands. Das verträgt sich allerdings nicht mit dem Massenvorkommen hungriger Paarhufer.
Samothraki

Weniger als 3000 Menschen leben auf der Insel Samothraki im Thrakischen Meer – doch sie teilen sich das Eiland mit mehr als 50 000 Ziegen. Und das bringt zunehmend ökologische Probleme mit sich, wie griechische Zeitungen berichten. Denn die hungrigen Paarhufer fressen die Vegetation kahl und sorgen deshalb dafür, dass sich Erdrutsche mehren.

Samothraki ist stark gebirgig, die steilen Grate und Hänge erlauben fast keine normale Landwirtschaft. Da es kaum andere Erwerbsquellen gibt – Tourismus findet bislang so gut wie gar nicht statt, selbst eine regelmäßige Fährverbindung zum Festland fehlt –, setzen viele Bewohner auf die Haltung von Ziegen. Tiere werden allerdings in einem halbwilden Zustand gehalten und können sich frei über die Insel bewegen. Da ihr Bestand kaum von den Haltern kontrolliert wird, vermehrten sie sich über die Jahre massenhaft: Ende des letzten Jahrtausends lebten schätzungsweise mindestens 75 000 Ziegen auf Samothraki, die großflächig den natürlichen Bewuchs zerstörten.

Durch Hungersnöte und Krankheiten reduzierte sich ihr Bestand zwar etwas, doch bedeutet die heutige Zahl immer noch eine Überpopulation: Sie verhindert, dass sich das Pflanzenkleid erholen kann. Dadurch werden die steilen Hänge auch anfälliger für Erdrutsche, wie sie 2017 massenhaft auftraten. Starke Niederschläge sorgten dafür, dass das Wasser oberflächlich ablief und den Boden mit sich riss. Die Schlammströme zerstörten damals die Stadthalle der Insel und etliche Straßen.

Seit dieser Katastrophe habe sich die Situation noch weiter zugespitzt, so die griechischen Medien: Da die zahlreichen Ziegen nicht ausreichend Futter finden, haben sie selbst wenig wirtschaftlichen Nutzen. Für die Fleischindustrie sind sie zu mager, Milch, Käse und Häute werfen zu wenig Ertrag ab – weswegen sich die Halter erst recht nicht um die Tiere kümmern (können). Es verschärft sich der Teufelskreis aus wirtschaftlicher Not und ökologischem Notstand.

Hoffnung setzen die Verantwortlichen der Insel nun auf einen Antrag, dass sie den Status eines UNESCO-Biosphärenreservats bekommen. Damit verbunden sollen ein Managementplan für die Ziegenherden und neue Vermarktungsmöglichkeiten geschaffen werden. Zudem böte nachhaltiger Tourismus neue Einkommensquellen: Das Eiland weist schließlich eine jahrtausendealte Siedlungsgeschichte inklusiver antiker Tempelruinen sowie einige Naturattraktionen auf. Langfristig führt aber wohl nichts an einer deutlichen Verringerung der Ziegenherden vorbei.

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