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Psychogenetik: Zitterpartie

Genetisch bedingte Unterschiede in der Hirnaktivität fördern Ängstlichkeit.
Kind hat Angst
Wen von Natur aus zu Ängstlichkeit neigt, bei dem kommen bestimmten Hirnregionen besonders schnell auf Hochtouren, berichten Forscher der University of Wisconsin-Madison (USA). Eine solche Hyperaktivität der Gefühls- und Gedächtniszentralen Amygdala und Hippocampus scheint furchtsamen Temperamenten zum Teil in die Wiege gelegt zu sein – schlussfolgern die Forscher aus Tierexperimenten.

Ned Kalin und seine Kollegen beobachteten zunächst, wie 238 junge Rhesusaffen auf einen Unbekannten vor ihren Käfigstäben reagierten. Sehr ängstliche Tiere zeigten ein ähnliches Verhalten wie man es auch an Kindern beobachten kann: Sie erstarrten und gaben keinen Mucks von sich. Gleichzeitig stieg der Cortisolspiegel in ihrem Blut – ein Zeichen für Stress. Hirnscans per Positronenemissionstomografie (PET) offenbarten, dass das "Muffensausen" der Affen mit deutlich erhöhter Aktivität in Amygdala und Hippocampus einherging.

Paarvergleiche zwischen Tieren unterschiedlicher Verwandtschaftsgrade zeigten zudem, dass ein genetischer Faktor die neuronale Hyperaktivität mitbedingte: Schaltete vor allem der Hippocampus eines Affen schnell in den Turbomodus, so war das auch bei seinen Nachkommen der Fall. Für die Reizbarkeit der Amygdala spielten die Gene dagegen eine schwächere Rolle. Möglicherweise aktivieren die Gehirne ängstlicher Naturen leichter solche Gedächtnisinhalte, die Furcht einflössen. (sz)

Oler, J. A. et al.: Amygdalar and hippocampal substrates of anxious temperament differ in their heritability. In: Nature 466(7308), S. 864-868, 2010.

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