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Symbiose: Zombiepilze schützen Stinkwanzen vor parasitischen Wespen

Cordyceps-Pilze sind dafür bekannt, Insekten zu Zombies zu machen. Doch eine Gruppe von Stinkwanzen lebt in Symbiose mit ihnen. Der Pilz schützt ihre Eier vor Wespen, deren Larven ihre Opfer von innen auffressen.
Ein Insekt mit einem dunkelroten Körper und langen Fühlern sitzt auf einem grünen Blatt inmitten eines dichten, grünen Laubwerks. Die Szene zeigt die natürliche Umgebung des Insekts und hebt die Kontraste zwischen den Farben des Insekts und der Blätter hervor.
Stinkwanzen der Familie Dinidoridae tragen Pilzfarmen an den Hinterbeinen, um ihre Eier vor gruseligen Parasiten zu schützen.

Seit der Serie »The last of us« haben Pilze einen gewissen Ruf, und durchaus zu Recht. Denn die Familie Cordycipitaceae hat es als Zombiepilze zu einem gewissen Ruhm gebracht – diese Pilze befallen Insekten, übernehmen die Kontrolle und durchwuchern sie schließlich. Doch eine kleine Gruppe von Insekten muss die Pilze nicht fürchten – im Gegenteil. Einige Stinkwanzen nutzt die Pilze, um ihre Brut vor Parasiten zu schützen, und hat sogar ein eigenes Organ entwickelt, um sie zu beherbergen, berichtet nun ein Team um Takanori Nishino in der Fachzeitschrift »Science«. Die Fachleute von der Universität Tsukuba in Japan stellten fest, dass die japanische Stinkwanze Megymenum gracilicorne Kolonien von Pilzen in einer Vertiefung an den Hinterbeinen trägt. Mit den Pilzfäden imprägnieren die Stinkwanzen ihre Eier. Die sind dadurch vor parasitischen Wespen geschützt, deren Larven sonst den Nachwuchs der Wanzen von innen auffressen würden.

Megymenum gracilicorne gehört zu einer Familie mit rund 100 Arten, die eine Besonderheit aufweisen: Bei Männchen und Weibchen unterscheiden sich die Hinterbeine deutlich. Erwachsene weibliche Tiere haben ein stark verbreitertes Beinsegment mit einer pelzigen Vertiefung, die man bislang für ein Tympanalorgan hielt, eine Art Bein-Ohr. Wie die Arbeitsgruppe um Nishino jedoch feststellte, unterscheidet sich die Struktur stark von klassischen Tympanalorganen. Stattdessen enthält sie tausende Poren, von denen jede mit einer spezialisierten Drüsenzelle verbunden ist. Aus diesen Drüsen wachsen Pilzfäden von Cordycipitaceae, den Zombiepilzen. Tatsächlich aber sind die Insekten nicht zombifiziert, sondern nutzen die Pilzfäden im Gegenteil für eine raffinierte Verteidigungsstrategie.

Die Eier der Stinkwanzen nämlich werden oft von parasitoiden Wespen befallen. Diese Tiere vermehren sich, indem sie ihre Eier in Eier, Larven oder erwachsene Spinnen und Insekten legen. Die Wespenlarven fressen die Stinkwanzenlarven nach dem Schlüpfen nach und nach von innen auf und brechen dann aus ihrem Körper ins Freie – etwa wie in der Filmserie »Alien«. Doch mit den Pilzen haben die Wanzen ein Gegenmittel. Das Weibchen drückt die Zombiepilze aus ihren Drüsen und reibt die frisch gelegten Eier mit ihnen ein. Binnen drei Tagen wachsen die Pilze zu einem dichten, flauschigen Geflecht um die Eier, das die Wespen mit ihrem Legestachel nicht durchdringen können. Lediglich wenn die Eier nicht vollständig bewachsen sind – oder die Forscher den Pilz entfernt hatten –, wurden sie von den Wespen befallen.

  • Quellen
Nishino, T. et al, Science 2025, 10.1126/science.adp6699

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