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News: Zu heiß für einen Planeten

Vor einem Jahr feierten die Medien es als das erste Foto von einem Planeten außerhalb unseres Sonnensystems - doch mittlerweile festigt sich die Gewißheit: Auf dem Bild ist ein ganz normaler, ausgebrannter Stern zu sehen. Die Entdeckerin selbst wird ihre genauere Analyse im Juli 1999 bei einer Fachzeitschrift einreichen. Die wissenschaftliche Selbstkontrolle funktioniert also anscheinend auch bei brisanten Themen recht zuverlässig. Nach den vermeintlichen Marsmikroben hat sich die NASA aber damit den zweiten spektakulären Flop geleistet, indem sie sich zu früh und zu laut an die Öffentlichkeit wandte.
Sind wir nun alleine im Weltall? Oder gibt es da draußen doch intelligentes Leben? Vielleicht wenigstens Bakterien und höhere Einzeller? Kaum eine Astronomie-Meldung kommt heutzutage ohne den fast schon obligatorischen Hinweis aus, die neuen Erkenntnisse würden uns bei der Suche nach außerirdischen Lebensformen helfen. Besonders von Seiten der NASA wird das Universum mit zahlreichen potentiellen Bewohnern bevölkert, für deren Existenz noch keinerlei Belege existieren.

Berühmt geworden sind die vermeintlichen fossilen Nanobakterien vom Mars. Mittlerweile steht fest, daß es sich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Folgen normaler chemischer Reaktionen ohne jeglichen Hinzutuns von Leben handelte. Im Mai 1998 verbreitete die PR-Abteilung der amerikanischen Weltraumbehörde dann eine weitere Sensationsmeldung: Das erste Bild von einem Planeten außerhalb unseres Sonnensystems war da!

Schon damals kritisierten Astronomen die NASA für die aggressive Vermarktung von derartig spekulativen Ergebnissen, deren Auswertung sich noch im Anfangsstadium befand. Erst jetzt hat Susan Terebey von der Extrasolar Research Corp. in Pasadena, der damals die Aufnahme mit dem Hubble Space Telescope gelang, weitere Meßdaten soweit gesichtet, daß verläßliche Aussagen möglich sind. Bevor sie im Juli damit selbst an die Öffentlichkeit tritt, will sie ihre Resultate erst noch mit Kollegen diskutieren und einen wissenschaftlichen Artikel bei einer Fachzeitschrift einreichen.

Mit den Keck Telescopes auf Hawaii hat Terebey ein Spektrum des vermeintlichen Planeten aufgenommen. Bei einem Kongreß am 9. Juni 1999 in Flagstaff, Arizona, und der Gordon Research Conference in Henneker am 17. Juni 1999 über die Entstehung des Sonnensystem stellte sie die neuen Daten vor.

Danach verfügt das Objekt mit der Bezeichnung TMR-1C über keine Spur von Wasserdampf. Da Wasser ein recht häufiges Molekül im Weltall ist, deutet sein Fehlen an, daß die Temperatur des Himmelkörpers mehr als 2500 Kelvin beträgt, erklärt Keith S. Noll vom Space Telescope Science Institute in Baltimore. Auf den Konferenzen präsentierte Terebey das Spektrum eines gewöhnlichen Sterns mit geringer Masse, dessen Licht auf dem Weg zur Erde Staubwolken durchqueren mußte – es entsprach etwa dem Spektrum von TMR-1C. Nach Meinung von Mark S. Marley von der New Mexico State University in Las Cruces läßt dies stark vermuten, daß es sich bei dem Objekt in Wirklichkeit um einen Hintergrundstern handelt. "Man müßte die Daten schon übermäßig beanspruchen, um etwas anderes zu folgern", meint er.

Terebey selbst räumt ebenfalls ein, daß es sich um einen Stern handeln könnte. Eine weitere Möglichkeit wäre ein Brauner Zwerg – ein Objekt, dessen Masse nicht ausreichte, um in seinem Innern eine Kernfusion zu starten. Ihrer Ansicht nach ist auch nicht ausgeschlossen, daß es sich doch um einen Planeten handelt, der dann allerdings jünger und wärmer wäre, als zunächst angenommen wurde. Dagegen meint Noll: "Ich finde, es ist verschwendete Zeit und schlechte Wissenschaft, diese Idee aufrecht zu halten, wenn alle Hinweise auf eine einfachere und wahrscheinlichere Alternative deuten."

Die wirkliche Natur von TMR-1C wird wohl nur ein Experiment erbringen, daß Terebey bereits vor einem Jahr vorgeschlagen hat: Sie will das Objekt nach geraumer Zeit nochmal photographieren. Wenn es sich wirklich um einen Planeten handelt, der aus seinem System herausgeschleudert wurde – wie sie damals vermutete –, dann sollte er ein gutes Stück auf seinem Weg zurückgelegt haben. Hat sich seine Position aber nicht verändert, dann ist es sicherlich ein Hintergrundstern. So einfach ist das. Nur Geduld muß man eben haben.

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