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News: Zu heiß

Heftige Fieberanfälle mit Schüttelfrost begleiten die Malaria, von der immer noch viele Menschen in den Tropen heimgesucht werden. Das Fieber, das bisher als reine Abwehrreaktion des Körpers betrachtet wurde, kann jedoch den Krankheitsverlauf noch verschlimmern.
Zunächst sieht es aus wie eine schwere Grippe: Kopf- und Rückenschmerzen, Frösteln, Hitzegefühl und vor allem ein starkes Fieber. Treten diese Fieberanfälle jedoch rhythmisch alle zwei oder drei Tage auf, erhärtet sich ein Verdacht: Malaria.

Auslöser dieses Wechselfiebers sind tierische Einzeller der Gattung Plasmodium, die durch den Stich der Malariamücke Anopheles in das Blut des Menschen gelangen. Nach einem Zwischenstopp in der Leber erobern die Merozoiten genannten Entwicklungstadien des Erregers die roten Blutkörperchen und vermehren sich dort, bis die Blutzellen platzen und massenhaft neue Merozoiten freilassen. Diese Freisetzung findet typischerweise in regelmäßigen Abständen ab und ist von heftigen Fieberanfällen begleitet, mit denen sich der Körper gegen die Eindringlinge zur Wehr setzen will. Ausgerechnet bei der gefährlichsten Form, der Malaria tropica, die durch Plasmodium falciparum ausgelöst wird, treten diese Fieberschübe allerdings unregelmäßig auf, was die Diagnose erheblich erschwert.

Neben Medikamenten, die den Malariaerreger unmittelbar ausschalten sollen, setzen Ärzte auch fiebersenkende Mittel ein, um die Körpertemperatur wieder zu normalisieren. Diese Therapie ist jedoch umstritten, denn schließlich kurbelt das Fieber das Immunsystem des Körpers an und bekämpft so die Krankheit. Andererseits lindern fiebersenkende Mittel die Symptome, sodass sich Ärzte hier in einem Dilemma befinden. Was tun?

Um diese Frage zu beantworten, untersuchte Rachanee Udomsangpetch von der Mahidol University in Bangkok zusammen mit Kollegen aus Großbritannien die Auswirkungen der Temperatur auf Plasmodium falciparum. Die Wissenschaftler entnahmen hierfür Blut von 12 Malariapatienten und isolierten die befallenen Blutzellen, die durch eine ringförmige Struktur im Innern des Zellkörpers leicht zu erkennen sind. Erhitzten sie diese Siegelringstadien auf 40 Grad Celsius, dann trat eine erstaunliche Änderung bei den Blutkörperchen auf: Sie wurden klebrig.

Weitere Untersuchungen ergaben, dass die befallenen Blutzellen bei Temperaturerhöhung ein Protein namens PfEMP1 (P. falciparum erythrocyte membrane protein 1) auf ihrer Membran einlagerten, das an bestimmten Rezeptoren an der Blutgefäßwand andockt. Dadurch kann es, so vermuten die Forscher, zu gefährlichen Gefäßverstopfungen kommen, welche die Krankheit noch verschlimmern.

Da das Protein bei der normalen Körpertemperatur von 37 Grad Celsius nicht auftrat, sehen die Wissenschaftler in fiebersenkenden Mittel eine durchaus sinnvolle Malariatherapie, die nicht nur die Symptome bekämpft. Offensichtlich schießt der Körper, wenn er seine Temperatur auf bis zu 42 Grad Celsius hochjagt, über das Ziel hinaus und vergrößert dadurch sein Leiden.

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