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Zufallsentdeckung: Haie machen offenbar doch Geräusche

Haie galten lange als stumme Lebewesen, denn der Hörsinn spielt in ihrer Welt kaum eine Rolle. Nun haben Forscher jedoch einen Hai entdeckt, der offenbar lautstark protestiert.
Ein Hai schwimmt über einem sandigen Meeresboden in klarem, grünlichem Wasser. Der Hai hat eine schlanke Form mit markanten Rückenflossen und graue Haut, die mit kleinen weißen Flecken bedeckt ist. Die Umgebung ist ruhig und zeigt keine anderen Meereslebewesen.
Der Gefleckte Brackwasser-Glatthai lebt unter anderem in den Flachwasserbereichen von Flussmündungen. Für Menschen ist er ungefährlich. Optisch sieht er dem Glatthai der nah verwandten Art Mustelus asterias ähnlich.

Viele Fische machen Geräusche mit Hilfe ihrer Schwimmblasen. Haie aber sind die Ausnahme: Weder besitzen sie ein solches Organ noch spielt die Akustik in ihrer Sinneswelt überhaupt eine große Rolle. Sie sehen, riechen und spüren elektrische Felder sowie feinste Wasserbewegungen. Das Hören dagegen zählt nicht zu ihren ausgeprägten Sinneskanälen. Kein Wunder also, dass sie seit jeher als stumme Tiere gelten. Nun hat ein Forscherteam jedoch per Zufall eine Haiart entdeckt, die in bestimmten Situationen eine Reihe von metallischen Klicklauten von sich gibt: Der Gefleckte Brackwasser-Glatthai (Mustelus lenticulatus) macht diese Geräusche, wenn er sich bedroht fühlt.

Das fand ein Team um Carolin Nieder, derzeit an der Woods Hole Oceanographic Institution in Massachusetts, heraus, als Nieder noch im neuseeländischen Auckland forschte. Wenn sie mit Jungtieren dieser kleinen Glatthai-Art im Labor interagierte, ertönten die scharfen Klicks aus dem Becken. »Ich habe es zunächst gar nicht beachtet, weil Haie ja vermeintlich gar keine Laute von sich geben«, erklärt sie dem Magazin »New Scientist«. Irgendwann sei sie dann aber doch stutzig geworden.

Klicks des Gefleckten Brackwasser-Glatthais

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Audio-Datei (925.7 KB)

Wie sie und ihre Kollegen nun im Fachblatt »Royal Society Open Science« schreiben, erzeugen die Tiere das Geräusch, indem sie ihre Zähne aufeinanderschlagen. Die Tiere haben eine Reihe eng stehender flacher Zähne, mit denen sie hartschalige Beute knacken. Welchen Zweck das Geräusch hat, wissen die Forscher nicht. Sie vermuten, es könnte die Fressfeinde der kleinen Haie, zum Beispiel Robben, für einen kurzen Moment irritieren, so dass sie selbst einen kleinen Vorsprung auf ihrer Flucht herausholen.

Die Klicks liegen akustisch außerhalb des Frequenzbereichs, den die Haie wahrnehmen können, deshalb sei es unwahrscheinlich, dass sie der Kommunikation mit den Artgenossen dienten, erläutern die Wissenschaftler. Nicht auszuschließen sei sogar, dass das Geräusch nur ein Nebeneffekt einer noch unbekannten Reaktion auf Stress sei. Eindeutig war allerdings, dass Stress und Geräusch in einem engen Zusammenhang stehen. Die Haie erzeugten das Geräusch nur, wenn sie durch Nieders Anwesenheit unter Stress gesetzt wurden. Mit der Zeit und mutmaßlich auch mit der Gewöhnung an die Forscherin nahm die Häufigkeit des Klickens ab – auch dies ein Zeichen dafür, dass es einen tieferen Sinn hat.

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