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News: Zufallsfund auf dem Meeresboden

Untermeerische hydrothermale Felder sind entlang der mittelozeanischen Rücken eigentlich keine Seltenheit. Dennoch stießen die Forscher an Bord des Forschungsschiffes Atlantis im nördlichen Atlantik auf ein bisher unbekanntes Feld vulkanischer Schlote von gigantischer Größe und seltsamer chemischer Zusammensetzung.
"Befände sich dieses vulkanische Feld an Land, wäre es ein Nationalpark", meint Jeff Karson vom Department of Structural Geology and Tectonics der Duke University. Durch Zufall stießen er und seine Kollegen an Bord des Forschungsschiffes Atlantis auf dem mittelatlantischen Rücken bei 30 Grad Nord auf ein ungewöhnliches hydrothermales Feld, das die Forscher The Lost City tauften.

Eigentlich waren die Wissenschaftler unterwegs, um eine 3 700 Meter über den Meeresboden herausragende geologische Struktur zu untersuchen. Durch tektonische Prozesse gelangten hier offenbar Gesteine aus dem Erdmantel an die Oberfläche des Meeresbodens. Doch als sie sich mit dem Unterseeboot Alvin in die Tiefe aufmachten, entdeckten sie jene fast 55 Meter hohen Schlote. Selbst an ihrer Spitze haben sie noch einen Durchmesser von mehr als neun Metern. Nirgendwo sonst wurden bisher untermeerische Vulkanschlote dieser Größe gesehen.

Auch was ihre chemische Zusammensetzung betrifft, ist Lost City einzigartig. Im Gegensatz zu den sonst weit verbreiteten schwarzen Rauchern bestehen diese vulkanischen Schlote nicht aus Eisen- und Schwefelverbindungen, sondern aus Carbonaten und Silikaten. Die andernorts an den mittelozeanischen Rücken so typischen komplexen Lebensgemeinschaften aus Muscheln, Würmern und Garnelen fehlen hier völlig. Die Forscher vermuten, dass die chemische Sonderstellung mit den Gesteinen des Mantels zusammenhängen könnte.

In der Region befinden sich zahlreiche aktive und inaktive Schlote. Sie ragen steil vom Meeresboden auf und sind üblicherweise mit weißen Fächern hydrothermaler Ausfällungen bedeckt. Jeder dieser Schlote besitzt viele seitliche Ausgänge. In ihnen fangen sich die rund 70 Grad Celsius warmen Wassermassen, in denen dichte Matten mikrobiologischer Lebensgemeinschaften gedeihen. Patrick Hickey von der Woods Hole Oceanographic Institution gelang es, zahlreiche geologische und biologische Proben zu sammeln. Sie sollen im heimischen Labor Aufschluss über die seltsamen Verhältnisse in der Lost City geben.

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