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Astronomie mit dem Fernglas: Zwei galaktische Nebel auf einen Blick

Der Adlernebel Messier 16 und der Omeganebel Messier 17 bilden ein sehenswertes Paar galaktischer Nebel im Grenzgebiet der Sternbilder Schütze und Schlange. Im Gesichtsfeld eines Fernglases lassen sie sich gleichzeitig erkennen.
Silhouette einer Person mit Fernglas vor dem Hintergrund eines dunklen Himmels.
Am Sommerhimmel gibt es zahlreiche Objekte, die sich für die Beobachtung mit einem Fernglas eignen. Ein Fernglas lässt sich in jedem Reisegepäck unterbringen und an den Urlaubsort mitnehmen.

Mit einem Teleskop lassen sich Himmelsobjekte meist nur einzeln betrachten: Zu klein ist das Bildfeld und zu hoch die Vergrößerung des Teleskops, um größere Himmelsareale mit mehreren Objekten überblicken zu können. Gänzlich anders verhält es sich mit einem Fernglas. Seine vergleichsweise kleine Vergrößerung bietet ein größeres Gesichtsfeld, was gänzlich andere Perspektiven ermöglicht. Zudem ist dieses optische Gerät sehr handlich. Und stützt man beim Hindurchsehen die Ellenbogen ab, lässt sich auf einfache Weise das Bildzittern reduzieren. So kann man mitunter weitere Details erkennen.

Kosmische Parklandschaft | Die Sternentstehungsregionen Messier 16 und Messier 17 befinden sich unweit der Milchstraßenwolke Messier 24. Zudem gibt es in der abwechslungsreichen Himmelsgegend viele sehenswerte offene Sternhaufen, Kugelsternhaufen und Gasnebel. Im Juni 2017, als Peter Kurucz dieses Bild in Ungarn aufnahm, befand sich auch Saturn im Blickfeld der Kamera. Zum Einsatz kamen eine Canon 5D Mk III und ein Objektiv vom Typ Sigma Art 50mm F1,4 auf einer Montierung Sky-Watcher Star Adventurer Mini.

Ein besonders attraktives Paar am Sommerhimmel bilden die galaktischen Nebel Messier 16 und 17 im Grenzgebiet der Sternbilder Schütze und Schlange. Wenige Grad nördlich der auffallend hellen Milchstraßenregion Messier 24 sind die beiden Objekte im Fernglas kaum zu übersehen (siehe »Kosmische Parklandschaft«). Wegen ihres Erscheinungsbilds werden sie auch als Adlernebel beziehungsweise Omeganebel bezeichnet. Dank des gegenseitigen Winkelabstands von nur 2,5 Grad passen sie gleichzeitig in das Bildfeld (siehe »Nebelpaar inmitten der Milchstraße«).

Nebelpaar inmitten der Milchstraße | »Adlernebel und Omeganebel dürfen bei keiner Beobachtung in der sommerlichen Milchstraße fehlen«, notierte Christoph Gerhard. Für die Aufnahmen zu diesem Bild nutzte er Kameras vom Typ G2-8300 und STF 8300 an einem 100-Millimeter-Teleobjektiv. Norden ist oben, Osten links.

Messier 16 und 17 bestehen nicht nur aus leuchtendem Gas, sondern enthalten auch junge Sterne mit einem typischen Alter von wenigen Millionen Jahren. Die beiden Objekte befinden sich jedoch in unterschiedlichen Stadien ihrer Entwicklung: Messier 17, der südöstliche der beiden Nebel, ist sehr kompakt. Der in seiner Zentralregion befindliche Sternhaufen ist von einer dichten Molekülwolke verborgen, in deren kaltem, dunklem Inneren die Vorstufen neuer Sterne entstehen. Die noch in Gas und Staub eingehüllten Sternembryos bleiben unseren Blicken verborgen. Im Unterschied hierzu hat sich der Nebel bei Messier 16 bereits gelichtet. Die Mutterwolke ist schon weitgehend durchsichtig geworden und gibt den Blick auf den jungen Sternhaufen frei.

In beiden Fällen regt die energiereiche UV-Strahlung heißer Sterne das umgebende Wasserstoffgas zum Leuchten an. Im Fernglas sehen wir zwar keine Einzelheiten, aber die beiden Objekte bieten vor dem Hintergrund der Milchstraße einen faszinierenden Anblick, den Sie sich unter einem dunklen Himmel mehr als einmal gönnen sollten, beispielsweise während eines Urlaubs am Strand oder im Gebirge.

Kurz erklärt

Bogenminute: Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.

Ekliptik: Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.

Elongation: Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.

mag – Helligkeit: Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das sicherlich nicht voll ausgereift ist für astronomische Beobachtungen. Die hellsten Sterne definierte man mit der 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).

Konjunktion: Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde-Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht und zur unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.

Kulmination: Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.

Meridian: Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.

Opposition: Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne-Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.

Seeing: das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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