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Himmelsschauspiele: Zwei seltene Venusereignisse im März

Venus erreicht im März ihren geringsten Abstand zur Erde und zieht dabei nördlich an der Sonne vorbei. Doch nicht nur dadurch ergeben sich interessante Beobachtungsmöglichkeiten.
Venus im Ultravioletten, aufgenommen von cder japanischen Raumsonde Akatsuki
Für ambitionierte Beobachter hat unser innerer Nachbarplanet im März 2025 gleich zwei ungewöhnliche Ereignisse zu bieten. Anders als im hier dargestellten Bild im Ultravioletten erscheint uns die Venus dann unter anderem als schmale Sichel.

Die Venus bietet Beobachtern in diesem Monat gleich zwei ungewöhnliche Schauspiele: Zum einen wird der Planet für ein paar Tage gleichzeitig als Morgen- und Abendstern sichtbar sein, zum anderen erfolgt die Bedeckung eines Sterns durch die kaum beleuchtete Planetenscheibe. Das Sichten beider Phänomene ist durchaus anspruchsvoll und stellt einige Anforderungen an den Beobachtungsort.

Venus in Abend- und Frühschicht

Die untere Konjunktion der Venus am 23. März findet bei +8,4 Grad ekliptikaler Breite statt, nahe am maximal möglichen Wert von 8,8 Grad. Unser Nachbarplanet wandert Ende des Monats mit besonders großzügigem Winkelabstand nördlich an der Sonne vorbei. Die Folge: Während die Abendsichtbarkeit der letzten Monate wegen der steilen Ekliptik am abendlichen Westhorizont kurz vor Erreichen der Konjunktion endet, beginnt die Morgensichtbarkeit dank der flachen Ekliptik am Osthorizont bereits vor der Konjunktion. Etwa zwischen dem 18. und 21. März zeigt sich die Venus damit gleichzeitig am Morgen- und Abendhimmel – auch wenn sie dabei jeweils sehr tief am Horizont steht! Die doppelte Venussichtbarkeit – im Fachjargon sagt man auch, die Venus wird »doppelsichtig« – wiederholt sich derzeit alle acht Jahre: Innerhalb dieses Zeitraums ergeben sich fünf untere Konjunktionen, von denen die fünfte bei ähnlicher ekliptikaler Länge wie die erste stattfindet, also wieder im Monat März.

Wer die »doppelte Venus« sehen will, braucht eine unverbaute Sicht Richtung Ost- und Westhorizont sowie einen klaren, dunstfreien Himmel und nimmt am besten ein Fernglas zu Hilfe. Am Abend des 18. März steht die –4,1 mag helle Venus um 19:00 Uhr MEZ (Sonnenstand –5,5 Grad) zirka 4,5 Grad über dem Osthorizont. Am Morgen des 19. um 06:00 Uhr (Sonnenstand –5 Grad) sind es 2 Grad. Am Abend des 19. und am Morgen des 20. beträgt die Venushöhe zu den genannten Uhrzeiten jeweils etwa drei Grad (siehe »Doppelschicht«). Diese Werte gelten für 50 Grad nördliche Breite; je weiter nördlich sich ein Beobachter befindet, desto flacher steht die Ekliptik zum Horizont, und desto besser hebt sich die Venus aus der Dämmerung. In Schleswig-Holstein gewinnt man so am Morgen jeweils ein Grad.

Doppelschicht | In den Tagen vor ihrer unteren Konjunktion lässt sich die Venus tief über dem Horizont gleichzeitig als Morgen- und Abendstern sichten. Durch die Orientierung der Umlaufbahnen von Erde und Venus zueinander ist das Phänomen nur etwa alle acht Jahre zu beobachten.

Sternbedeckung an der Sichel

Ein noch selteneres Ereignis lässt sich, zumindest theoretisch, am Abend des 11. März verfolgen: Um 18:57 Uhr bedeckt die zu 5,5 Prozent beleuchtete Venus den 9,4 mag hellen Stern UCAC4 505-000503, einen Stern des 4. U.S. Naval Observatory CCD Astrograph Catalog (siehe »Eine echte Herausforderung«). Der Stern liegt zum Datum bei den Koordinaten α = 00h 19m 24,7s und δ = +11°03′ 08,7′′. Es ist sinnvoll, ihn bereits 20 Minuten vorher mit dem Teleskop einzustellen – sofern der Himmel dann nicht noch zu hell ist!

Die Bedeckung beginnt 12,5 Grad über dem Horizont bei einem Sonnenstand von –7 Grad, also während der Dämmerung. Der Eintritt findet an der –4,4 mag hellen Venusseite statt – die grelle Planetensichel dürfte den schwachen Stern hoffnungslos überstrahlen. Am ehesten sichtbar sollte der Austritt um 19:50 Uhr sein, weil er sich in gewisser Entfernung zum beleuchteten Teil der Venus abspielt und der Himmel nun dunkler ist. Problematisch dabei ist, dass die Venus zu diesem Zeitpunkt über der Mitte Deutschlands nur noch vier Grad über dem Horizont steht. Je weiter westlich man sich befindet, desto besser: In Aachen sind es etwa 6,5 Grad. Ob die Bedeckung beobachtbar ist? Es kommt auf einen Versuch an! Uns sind keine praktischen Erfahrungen bekannt. Wenn Sie eine Beobachtung versuchen, teilen Sie uns bitte Ihr Ergebnis mit, egal ob Sie erfolgreich waren oder nicht!

Eine echte Herausforderung | Die Bedeckung des 9,4 mag hellen Sterns UCAC4 505-000503 durch die Venusscheibe am Abend des 11. März erfolgt in unseren Breiten unter recht widrigen Bedingungen – dazu zählt die geringe Horizonthöhe. Beim Eintritt dürfte der schwache Stern zudem von der Venussichel überstrahlt werden. Der Helligkeitskontrast zwischen Venus und Stern wird in Stellarium nicht realistisch dargestellt; tatsächlich leuchtet die Sichel deutlich heller als der Stern! Ambitionierte Beobachter möchten sich vielleicht dennoch an der Sichtung des seltenen Schauspiels versuchen.

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