Astronomie mit dem Fernglas: Zwei ungleiche Sternenwelten auf einen Blick

Unser Fernglastipp wirkt diesmal recht ambitioniert, da die empfohlenen Objekte relativ lichtschwach sind; zudem gelangen sie in Mitteleuropa nicht sehr hoch über den Horizont. Die Rede ist von der großen Galaxie NGC 253 und dem am Himmel benachbarten Kugelsternhaufen NGC 288 im Sternbild Bildhauer (lateinisch: Pictor). Entscheidend für das erfolgreiche Aufsuchen dieses ungleichen Paares ist eine dunkle Herbstnacht mit guter Durchsicht der Luft. Unter diesen Bedingungen lassen sich die beiden Objekte ohne große Schwierigkeiten gleichzeitig im Bildfeld eines Fernglases betrachten (siehe »Südlich des Walfischs«).
Die etwa 7,3 mag helle Galaxie NGC 253 erreicht ihre Höchststellung über dem Südhorizont, die sogenannte Kulmination, Mitte November um 21:30 Uhr MEZ. Man findet diese schöne Welteninsel rund 7 Grad südlich des 2,0 mag hellen Sterns Beta Ceti (β Cet), der dem angrenzenden Sternbild Walfisch (lateinisch: Cetus) angehört. Dieser mit bloßem Auge leicht sichtbare Stern steht zur erwähnten Zeit rund 20 Grad über dem Südhorizont. Durch einen Schwenk von 8 Grad nach Südosten gelangt man von β Ceti zu den beiden Objekten, die nun in einem Fernglas mit einem typischen Bildfeld von 7 Grad gleichzeitig sichtbar sein sollten.
Da die Scheibe der Galaxie NGC 253 stark gegen die Sichtlinie geneigt ist, präsentiert sie sich uns als große schmale Ellipse (siehe »Gut belichtet«). Im Fernglas gibt sie sich als bis zu 20 Bogenminuten langer, schmaler und silbrig glänzender Nebel zu erkennen. Nur rund 2 Grad weiter südöstlich befindet sich der 9,4 mag helle Kugelsternhaufen NGC 288. Bei ausreichend klarer Luft nimmt er sich als blasses, rundes Lichtfleckchen aus. Hinsichtlich seiner Helligkeit und Form steht er in auffälligem Kontrast zu seinem Nachbarn, worin sich seine gänzlich andere Natur widerspiegelt. Während die große Galaxie NGC 253 etwa 11,5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist, umrundet der vergleichsweise kleine Kugelsternhaufen NGC 288 unser heimatliches Milchstraßensystem; er ist derzeit 30 000 Lichtjahre von uns entfernt.
Ein leistungsstarkes, auf einem Stativ montiertes 12 × 50- oder gar 15 × 70-Fernglas ist hier die erste Wahl, aber in einer guten Nacht genügt auch eine gängige 10 × 50-Optik. Beim Beobachten ohne Stativ empfiehlt es sich, die Ellenbogen abzustützen, um das Zittern des Bildes zu reduzieren. Angenehm ist, dass man sich dank der geringen Kulminationshöhe nicht den Nacken verrenken muss. Jedoch lohnt es sich, die Zeit der Höchststellung über dem Horizont gut abzupassen, innerhalb von etwa 40 Minuten. Allen, die es versuchen möchten, wünschen wir für dieses Unterfangen eine klare Nacht.
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