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Antarktis: Zwei weitere Seen unter Antarktis-Eis entdeckt

Ein Forscherteam der Universität von Columbia hat unter dem Eis der Antarktis zwei weitere Seen entdeckt. Mit etwa 2000 Quadratkilometern hat der größere etwa die Fläche der Kanareninsel Teneriffa. Die Forscher tauften ihn auf den Namen 90 Grad Ost, weil er genau auf diesem Längengrad liegt. Der zweite See ist mit 1600 Quadratkilometern etwas kleiner und liegt genau unter der russischen Forschungsstation Sowjetskaja.

Mehr als 145 Seen wurden mittlerweile unter der mehr als drei Kilometer mächtigen südpolaren Eisdecke entdeckt. Der größte davon ist der Vostok See: Mit einer Fläche von 14 000 Quadratkilometern ist er fast so groß wie Schleswig-Holstein.

Die Geophysiker um Robin Bell und Michael Studinger sind der Auffassung, dass sich in den Seen eine von der restlichen Welt isolierte, einzigartige Lebewelt entwickelt haben könnte, da die Umweltbedingungen dort seit mindestens zehn Millionen Jahren über mehrere Eiszeitzyklen hinweg stabil waren. Trotz Außentemperaturen von weniger als minus 80 Grad Celsius liege die Temperatur an der Wasseroberfläche der Seen bei geradezu milden minus 2 Grad.

Bell und Studinger sind davon überzeugt, dass es eine funktionierende Nährstoffversorgung und eine Wasserzirkulation in den Seen geben könnte. Noch aktive tektonische Störungen im Untergrund könnten Nährstoffe aus dem Umland eintragen, spekulieren die Forscher. Da außerdem die Wasser-Eis-Grenze geneigt sei, verändere sich offenbar die Eisdecke über dem See. Dies ermögliche eine Wasserzirkulation, die für einen permanenten Nährstoffaustausch in den Gewässern sorge. Weitere Untersuchungen sind allerdings schwierig, weil durch sie das möglicherweise existierende Ökosystem verunreinigt werden könnte.

Auf Satellitenbilden waren die Küstenlinien der subglazialen Seen als Unregelmäßigkeiten der Eisoberfläche aufgefallen. Daraufhin hatten die Forscher mit Hilfe von Laser- und Radarmessungen die Gletscheroberfläche noch einmal genauer untersucht. Sie stellten leichte Eintiefungen im Eis fest und konnten die Mulden mit Radarwellen, die das Gletschereis durchdringen, auch unter dem antarktischen Eispanzer nachweisen. Mit Schweremessungen ermittelten sie eine Seetiefe von bis zu 900 Metern.

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