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News: Zweite Jugend bei alten Ratten

Viagra ist 'out'. Zumindest unter alten Ratten. Die Injektion eines gentechnisch veränderten Virus hat ihnen im Labor zu einer Erektion verholfen, die jüngere Artgenossen vor Neid erblassen ließ. Die Viren trugen das Gen für ein Enzym, das den wichtigen Botenstoff Stickstoffmonoxid herstellt. Doch bevor auch menschliche Männer ihre Potenz mit Hilfe gentechnischer Tricks steigern können, wollen die Forscher das Virus erst ganz sicher unschädlich machen.
Nicht mehr und nicht weniger als Arbeiten, die mit dem Nobelpreis für Medizin 1998 geehrt wurden, bildeten die Grundlage für eine neue Gentherapie gegen Impotenz. Damals teilte sich Louis Ignarro von der University of California in Los Angeles die Ehre mit Robert F. Furchgott und Ferid Murad. Die drei Wissenschaftler hatten entdeckt, daß geringe Mengen des Gases Stickstoffmonoxid im ganzen menschlichen Körper als einflußreicher Botenstoff aktiv ist. Unter anderem sorgt es dafür, daß sich Blutgefäße weiten können, indem es die umgebende glatte Muskulatur veranlaßt, sich zu entspannen – ein notwendiger Vorgang für eine Erektion.

Waren die Potenzstörungen damals nur ein nebensächliches Thema, so widmet Ignarro sich dem Problem nun intensiver. Zusammen mit seinem Team fügte er in das Erbgut eines Adenovirus zusätzlich das Gen für das Enzym endotheliale Stickstoffmonoxid-Synthase (eNOS) ein. Die modifizierten Viren injizierten die Wissenschaftler älteren Ratten direkt in den Penis. Die infizierten Zellen begannen dort innerhalb von 24 Stunden, das neue Enzym zu produzieren, wohingegen andere Organe nicht beeinflußt wurden.

Indem die Forscher die zum Penis laufenden Nerven der Ratten reizten, stellten sie fest, daß die Tiere eine stärkere Erektion bekamen als vor der Behandlung – sogar stärker als bei jugendlichen Ratten. Außerdem sprachen die Nagetiere mehr auf Viagra-ähnliche Substanzen an (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 28. September 1999, Abstract).

Bis zu einer Potenzspritze für Menschen wird es nach Ansicht der Wissenschaftler noch Jahre dauern. Dann gäbe es zudem auch noch weitere Anwendungsgebiete, wie zum Beispiel Bluthochdruck in den Lungen, einer häufigen Erkrankung bei Frauen zwischen 21 und 40 Jahren. Zuvor will Ignarro aber möglichst viele ursprüngliche Gene des Virus entfernen, um dieses Transportmittel für therapeutische DNA in einen harmlosen Gen-Boten zu verwandeln.

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