Vor ungefähr sechs Millionen Jahren trennten sich die evolutionären Wege von Mensch und Schimpanse. Dennoch sind heute über 95 Prozent des Erbguts beider Arten vollkommen identisch. Warum die Unterschiede zwischen Mensch und Affe dennoch so groß sind, könnte ein Team um Daniel Geschwind von der University of California in Los Angeles herausgefunden haben.

Die Wissenschaftler betrachteten erstmals nicht nur einzelne Gene, sondern untersuchten deren Zusammenspiel in Gestalt ganzer Netzwerke. „Betrachtete man die Gene isoliert, wäre es so, als lese man nur jeden fünften Paragraphen eines Gesetzes,“ so Geschwinds Mitarbeiter Michael Oldham.

Die Humangenetiker verglichen die Genaktivitäten verschiedener Hirnregionen bei Schimpansen und Menschen – und fanden heraus, dass die größten Unterschiede in der Großhirnrinde liegen; dem Bereich, der bei Menschen hoch entwickelt und ungefähr dreimal so groß ist wie bei Schimpansen. Das Gennetzwerk unseres Hirns kann Energie viel schneller umsetzen. Die Vernetzung der Nervenzellen in verschiedene Hirnregionen ist deshalb bei uns viel intensiver als bei den Schimpansen – oder, wie es Geschwind ausdrückt: „Wo im menschlichen Gehirn ein Zwölfzylindermotor arbeitet, verfügen die Schimpansen nur über einen Sechszylinder."