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detektor.fm: Hitze im Job: Arbeitsschutz in Zeiten der Klimakrise

Bauarbeiter, Paketzustellerinnen und Menschen in prekären Jobs bekommen die Auswirkungen der Klimakrise am eigenen Leib zu spüren: Kreislaufprobleme, Erschöpfung und hohe Krankheitsquoten sind die Folgen. Doch verbindliche Gesetze zum Hitzeschutz gibt es hierzulande bislang nicht.
Eine Frau sitzt neben einem Computer und einem Ventilator und hält sich erschöpft ein Tuch an die Stirn

Hitze im Job: Gesundheitsgefahr Klimawandel

In Deutschland gab es in diesem Jahr zwei massive Hitzewellen. Wer im klimatisierten Büro sitzt, kann sich dann oft zurückziehen. Für Bauarbeiter, Paketzustellerinnen oder Menschen, die in der Landwirtschaft anpacken, bedeutet die Hitze dagegen: arbeiten, während die Sonne unerbittlich brennt.

Medizinisch ist klar: Ab 30 Grad steigt das Risiko für Unfälle um bis zu sieben Prozent, weil Konzentration und Reaktionsfähigkeit nachlassen. Dazu kommen Symptome wie Kreislaufprobleme, Schwindel oder Dehydrierung. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation ist die Zahl der hitzebedingten Todesfälle am Arbeitsplatz in der EU seit dem Jahr 2000 um 42 Prozent gestiegen. Besonders betroffen sind Menschen, die schwere körperliche Arbeit leisten — auf Baustellen, in der Landwirtschaft oder in der Logistik.

Die Zusteller und Zustellerinnen haben oft keine Klimaanlage im Auto. Sie müssen das Auto jedes Mal abstellen, müssen die Türen verschließen. Was im Umkehrschluss bedeutet: Ich gehe drei Etagen hoch, drei »Etagen runter, bringe das Päckchen oder den Brief weg. Ich komme wieder und dann ist das Auto warm. Und das geht die ganze Zeit hin und her.«Normen Schulze, Landesfachbereichsleiter bei verdi im Bereich Postdienste und Logistik

Arbeiten bei extremer Hitze kann tödlich enden

In Südeuropa zeigt sich die Dramatik schon lange. In Spanien, Italien oder Griechenland kommt es immer wieder zu Todesfällen bei Hitzewellen — etwa wenn Erntehelfer auf dem Feld oder Bauarbeiter auf offener Straße zusammenbrechen. Was Bürgerinnen und Bürger betrifft, haben erste Städte inzwischen reagiert: Barcelona und Madrid richten »Kühlräume« in Museen oder Bibliotheken ein, spannen Sonnensegel über Plätze oder öffnen klimatisierte öffentliche Gebäude als Rückzugsorte.

Gewerkschaften fordern klare Regeln

Deutschland dagegen bleibt bislang bei unverbindlichen Empfehlungen. Laut Arbeitsstättenrichtlinie sollen Innenräume nicht wärmer als 26 Grad Celsius werden, ab 35 Grad Celsius darf dort ohne Hitzeschutz nicht mehr gearbeitet werden. Draußen gilt: Arbeitgeber sollen Sonnensegel, Mützen oder Sonnencreme bereitstellen — in der Realität passiert das jedoch selten. Die fehlenden Vorgaben sind für viele Gewerkschaften ein unhaltbarer Zustand. Sie fordern verbindliche Regeln.

»Leistung, Qualität, körperliches Wohlbefinden verschlechtert sich. Du hast sehr schnell das Gefühl als Beschäftigter, dass es deinem Arbeitgeber egal ist. Wir haben in dem Fachbereich Postdienste eine Ausfallquote zwischendurch, gerade in den heißen Tagen, von fast 40 Prozent. 40 Prozent von Kolleginnen und Kollegen sind krank.«Normen Schulze

Welche Lösungen Gewerkschaften und Politik fordern und wie Beschäftigte selbst mit der Hitze umgehen, das hört ihr in der aktuellen Folge von »Mission Energiewende« mit detektor.fm-Moderatorin Ina Lebedjew. Ihre Kollegin Ronja Morgenthaler hat dafür mit Normen Schulze von ver.di gesprochen.

Näheres zum Kooperationspartner LichtBlick: https://www.lichtblick.de

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