Digitales Weiterleben: Verändert KI unsere Trauerkultur?

Digitales Weiterleben
Wir alle werden auf gewisse Weise digital weiterleben, und zwar durch digitale Hinterlassenschaften, die uns überdauern. Das können Sprachnachrichten sein, genauso wie Social-Media-Profile. Schon seit einigen Jahren wird dieses »digitale Weiterleben« aber noch weitergedacht: Immer mehr Start-ups und Unternehmen entwickeln verschiedene Anwendungen, die Verstorbene als KI-Chatbots oder Avatare »weiterleben« lassen – also mithilfe von KI ihr Weiterleben simulieren. Auch wenn die Digital Afterlife Industry noch in den Anfängen steckt – solche Entwicklungen können die Trauer- und Erinnerungskultur einer Gesellschaft beeinflussen. Schon lange lässt sich durch die zunehmende Digitalisierung ein Wandel in der Trauerkultur feststellen, erklärt Soziologe Matthias Meitzler.
Potenzial von Digital Afterlife
Die Nutzung von Digital-Afterlife-Dienstleistungen ist mit erheblichen Risiken verbunden. Dazu zählen unter anderem Manipulation, Retraumatisierung sowie die Entwicklung von Abhängigkeiten. Auch rechtliche und ethische Aspekte sind bislang weitgehend ungeklärt und werfen komplexe Fragen auf wie: Wem gehört das digitale Abbild einer verstorbenen Person? Und wer darf solche Avatare überhaupt erstellen?
Zugleich könnten solche Technologien Trauernden aber auch helfen, sich von Verstorbenen zu verabschieden. Oder sie können es beispielsweise Enkelkindern ermöglichen, mehr über ihre verstorbenen Großeltern zu erfahren. Der Diskurs um diese Möglichkeiten birgt einiges an Potenzial.
Unter welchen Bedingungen ein Digital Afterlife hilfreich für Trauerprozesse sein könnte, welche Auswirkungen das auf unsere Trauerkultur hat und wo noch Handlungsbedarf besteht, erfahrt ihr von Mathias Meitzler im »Forschungsquartett«. Im Gespräch mit detektor.fm-Redakteurin Charlotte Detig berichtet der Soziologe von den Forschungsergebnissen des Projekts »Ethik, Recht und Sicherheit des digitalen Weiterlebens«. Die Untersuchung ist ein Verbundprojekt des Internationalen Zentrums für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen und des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie.
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