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Evidenz-Update: Die neue S3-Leitlinie im Evidenz-Check

Hallihallo! Nach der Präventionsepisode legen wir mit Thomas Maibaum noch einen nach und bleiben ein Stück im Thema: Wie schon öfters angecliffhangert, kommt hier und heute endlich unser Gespräch über die Version 3.0 der S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom. Auch die Miezekatze ist wieder am Start und hat einen »Textmarker« dabei. Viel Spaß beim Hören der neuen Folge von »Evidenz-Update«-Podcast.
Anatomisches Darmmodell im Vordergrund. Im Hintergrund ist eine Ärztin im Gespräch mit einer Patientin.

Und gleich zu Beginn noch ein Maibaum’scher Lektüretipp, dieses Mal: Sorge dich nicht – lebe! von Dale Carnegie, auf Deutsch bei S. Fischer erschienen.

Plus für alle hier: die Zusammenfassung unseres Gesprächs und natürlich die Literatur.

Jetzt aber zur Leitlinie: Die hatte schlappe 1.182 Endnoten. Natürlich habe wir alle durchgearbeitet. Nein! Thomas Maibaum hat aber eine Idee für den Literaturwucher in Leitlinien-Updates: Es fliegt einfach keine raus, die einmal drin war. Das erinnert und an das große De-Implementation-Thema.

Wir nehmen uns drei Kapitel vor: die Primärprävention (Kapitel 3), Früherkennung (Kapitel 4 ff.) und die Nachsorge (Kapitel 11).

Die neue S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom (Version 3.0 vom September 2025) ist gewaltig. Wir nennen sie liebevoll eine »Garage voller Kisten«: Was einmal im Literaturverzeichnis steht, wird selten wieder ausgeräumt. Die riesige Zahl der Endnoten beeindruckt, birgt aber auch Risiken.

Nur: Die Masse der Endnoten garantiert erst einmal überhaupt nichts. Eine Überfülle an Zitaten kann verwirren, Relevanz verschleiern und sogar kontrafaktische, also Fehlzitationen begünstigen. Und kaum jemand kann und wird es mehr nachprüfen. Unser Plädoyer, einmal mehr: less ist more, mehr Fokus auf Kernbotschaften statt Textwüste. Empfehlungen nur dort, wo es belastbare Belege gibt.

Und wie so oft kommen wir zur Deduktion, können wir aus dem Konkreten (hier der S3-Leitlinie) auf etwas Allgemeines schließen (ein medizinisches Spannungsfeld):

  • Keine Evidenz für engmaschige Diagnostik,
  • aber das Bedürfnis nach Ordnung und Übersicht.

Dennoch sollten gelten: Wenn es keine ausreichenden Argumente für den Vorteil einer Untersuchung gibt, muss man die Kirche im Dorf lassen.

Das führt uns zu einem oftmals vernachlässigten Ziel, nämlich Entängstigung:

  • Wer nicht mehr dauerhaft als Krebspatient:in behandelt wird,
  • kann psychisch wieder zurück ins Leben finden.
  • Das gelingt nur, wenn Diagnostik nicht verlängert wird.

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