Forschungsquartett: Höchste Zeit für Kanon

Das Forschungsquartett — dieses Mal in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)
Unbekanntes Ostmitteleuropa
Florenz, Antwerpen, Paris: Wenn es um die Renaissance geht, richten sich die Blicke in der Regel nach Westen. Die Epoche markiert den Übergang vom dunklen Mittelalter zur frühen Neuzeit, in der die Ideen der Antike wiederentdeckt wurden. Das schlug sich auch in der Kunst nieder. Die Meisterwerke der Renaissance in Malerei, Architektur und vielen anderen Kunstrichtungen ziehen noch heute Millionen von Menschen in die Museen oder eben in berühmte Städte der Renaissance, etwa in Italien, den Niederlanden oder Frankreich.
Dass die Renaissance auch in Ostmitteleuropa eine Blütezeit für Philosophie und Künste einläutete, haben wohl nur die wenigsten auf dem Schirm. Und das, obwohl es um einen riesigen Kulturraum geht, der sich von der Ostsee bis zur Adria erstreckt hat, von den heutigen Grenzen Deutschlands und Österreichs bis hinein nach Russland. Wie kann es sein, dass wir über die Kunstgeschichte unserer ostmitteleuropäischen Nachbarn nur so wenig wissen?
»Gerade im ostmitteleuropäischen Raum gibt es für jedes Land eine nationale Kunstgeschichtsbetrachtung. Aber es fehlt etwas Überblickendes, Verbindendes, Synthetisierendes.«Marius Winzeler, Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlung Dresden
Für einen eigenen Kanon
Das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) hat es sich zur Aufgabe gemacht, unsere Aufmerksamkeit auf Ostmitteleuropa und seine Menschen zu lenken — auch in Sachen Kunstgeschichte: Unter Mitwirkung von Expertinnen und Experten des GWZO ist nun der fünfte Band in der Reihe „Handbuch zur Geschichte der Kunst in Ostmitteleuropa“ erschienen. „Von der Renaissance zum Barock (1570–1670)“ erzählt in über 500 Abbildungen und vielen einordnenden Texten von einem Jahrhundert der Verwerfungen und Konflikte, die das künstlerische Schaffen jener Zeit enorm beflügelt hat.
»Ich würde den Interessierten empfehlen, das Buch einmal in die Hand zu nehmen und durch zu blättern. Ich denke, das ist Einladung genug, sich mit diesem Buch zu beschäftigen.«Agnieszka Gąsior, Direktorin des Schlesischen Museums Görlitz
Doch wie bringt man eine solche Vielfalt und Vielzahl an Kunstwerken in einem Buch unter? Die beiden Herausgeber haben sich an einer Kanonisierung versucht: Agnieszka Gąsior, Direktorin des Schlesischen Museums Görlitz, und Marius Winzeler, Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlung Dresden, erzählen detektor.fm-Redakteur Johannes Schmidt im „Forschungsquartett“ von ihrem ambitionierten Unterfangen.
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