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Geschichten aus der Mathematik: Mura Yakerson und der Gefängnis-Traum

Mura Yakerson muss 2014 als junge Mathematikerin drei Tage ins Gefängnis in St. Petersburg. Es werden drei Tage, die ihr Leben verändern — und ihre mathematische Karriere maßgeblich prägen.
Ein langer, leerer Gefängnisflur mit Zellenreihen auf beiden Seiten. Die Zellen sind durch Gitterstäbe verschlossen, und das Licht fällt durch die Gitter, wodurch ein Muster auf dem Boden entsteht. Die Perspektive des Fotos betont die Tiefe des Flurs.

Ein Kratzer mit Folgen

Es gibt viele verschiedene Gründe, warum sich junge Mathematikerinnen und Mathematiker für ein bestimmtes Promotionsprogramm entscheiden. Bei Mura Yakerson fängt alles mit einem Kratzer an. Am 7. Juli 2014 ist sie mit dem Auto in St. Petersburg unterwegs, will einen Freund oder eine Freundin vom Bahnhof abholen. Beim Ausparken schrammt sie ein Auto. Mura wundert sich nicht, dass die Überwachungskameras alles genau aufzeichnen. Schließlich hat sie, wie sie selbst sagt, nicht mitten in Moskau einen Oppositionsführer erschossen, sondern eben nur ein Auto geschrammt. Es ist ein Kratzer mit Folgen. Vor Gericht wird Mura Yakerson vor die Wahl gestellt: Ein halbes Jahre den Führerschein abgeben — oder drei Tage ins Gefängnis? Sie entscheidet sich für das Gefängnis.

»Wortwörtlich eine Sekunde nach der Verhandlung wird ihr klar: Das war ein großer Fehler.«Demian Nahuel Goos, Mathematiker

Mura stellt sich drei ruhige und entspannte Tage vor, wird aber schnell von der Realität des Justizvollzugs eingeholt. Am Anfang darf sie weder essen noch trinken, darf ihre Zelle nicht verlassen, hat kaum Kontakt zu anderen Menschen. Was sie hat, ist ein Talisman. Ein Paper über motivische Homotopietheorie von Marc Levine, Mathematik-Professor an der Universität Duisburg-Essen.

Träume von der Mathematik

Mura kennt das Paper schon und im Gefängnis hat sie gar nicht die Muße, es noch einmal zu lesen. Aber es ist da. Und Mura beginnt zu träumen: Was, wenn ich nach Essen gehe? Wenn ich dort meinen Doktor mache? Und zwar über motivische Homotopietheorie bei Marc Levine? Es ist der Traum von der Mathematik, der Mura Yakerson durch die drei Tage im Gefängnis trägt.

»In der motivischen Homotopietheorie geht es eigentlich darum, einmal die gesamte Mathematik aufzuräumen.«Manon Bischoff, Mathe-Redakteurin von Spektrum der Wissenschaft

In dieser Folge von »Geschichten aus der Mathematik« geht es um die Kraft der Phantasie, um den Weg ins K-Theory-Wonderland und die Frage, wie man mit motivischer Homotopietheorie Donuts angeln kann. Über all das spricht detektor.fm-Moderatorin Karolin Breitschädel mit Manon Bischoff, Mathe-Redakteurin bei Spektrum der Wissenschaft, und Mathematiker Demian Nahuel Goos.

»Geschichten aus der Mathematik« ist ein detektor.fm-Podcast in Kooperation mit Spektrum der Wissenschaft. Die Idee für diesen Podcast hat Demian Nahuel Goos am MIP.labor entwickelt, der Ideenwerkstatt für Wissenschaftsjournalismus zu Mathematik, Informatik und Physik an der Freien Universität Berlin, ermöglicht durch die Klaus Tschira Stiftung.

Hier findet ihr Mura Yakersons YouTube-Kanal »Math-life balance« und ihren Content aus dem K-theory Wonderland.

Auf ihrer Homepage muramathik.com findet ihr Muras Essay »Jail Dreaming«.

Manons »Spektrum«-Artikel über Mura Yakerson lest ihr hier.

Und wenn ihr uns Fragen, Anregungen oder Feedback schicken wollt, dann tut das ab sofort gerne an die E-Mail-Adresse podcast@spektrum.de

Podcast-Tipp »Die großen Fragen der Wissenschaft«

Was ist Zeit? Woher kommt das Leben? Wie ist das Universum entstanden? Im Podcast »Die großen Fragen der Wissenschaft« laden die Spektrum-Redakteure Katharina Menne und Carsten Könneker ein zu faszinierenden Reisen an die Grenzen unseres Wissens – von Quantenphysik bis Neurowissenschaft, von Meeresforschung bis Kosmologie. Sie fragen, was Forscherinnen und Forscher über die Welt, die Naturgesetze und das Leben wissen, wie sie arbeiten und was sie motiviert.

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