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Omnibus-Verfahren: Weniger Papierkram, kaum Nachhaltigkeit?

Wachsen, innovativ sein, Arbeitsplätze schaffen. Das sollen Unternehmen können, wenn es nach der EU geht. Um das zu erreichen, vereinfacht die Europäische Kommission die Vorschriften für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Ein Rückschritt?
Eine Hand hält einen Puzzleball, der die Erde darstellt, vor einem klaren blauen Himmel. Der Ball zeigt Kontinente in Grün und Ozeane in Blau. Die Szene symbolisiert den Schutz und die Verantwortung für unseren Planeten.

Omnibus-Verfahren: Weniger Bürokratie »für alle«

Weniger Bürokratie, mehr Wettbewerbsfähigkeit, mehr Spielraum für Investitionen – das erhofft sich die Europäische Union vom sogenannten »Omnibus« (lat. »für alle« oder »mit allen«). Dabei handelt es sich um ein EU-Verfahren bzw. eine Gesetzesinitiative, die es Unternehmen in vielen Bereichen der Wirtschaft leichter machen will, zum Beispiel wenn es um Nachhaltigkeit und Lieferketten geht.

Schon seit einigen Jahren müssen größere Unternehmen in der EU über ihre Nachhaltigkeits-Maßnahmen Bericht erstatten, z. B. über ihre CO2-Emissionen, Ressourcenverbrauch, aber auch über Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von Menschenrechten in Produktionsprozessen. Stück für Stück sollten mehr Unternehmen dazu verpflichtet werden. Dadurch wollte die EU Transparenz und Vergleichbarkeit schaffen. Durch das Omnibus-Verfahren wird das jetzt aber nach hinten verschoben und die Vorgaben gelockert – Berichtsverfahren werden vereinfacht, Pflichten reduziert, Fristen verlängert. Nach Angaben der Europäischen Kommission werden künftig 80 Prozent der EU-Unternehmen von diesen Pflichten ausgenommen.

»Rückschritt für Menschenrechte und Nachhaltigkeit«

Umwelt- und Nachschutzverbände gehen auf die Barrikaden – die Naturschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) betont in einem Pressestatement im Februar 2025, der EU-Omnibus-Vorschlag höhle zentrale Umwelt- und Sozialstandards drastisch aus und gefährde die zielgerichtete Transformation der Wirtschaft. Laura Niederdrenk, Finance-Expertin bei WWF Deutschland sagte, dies sei »ein massiver Kahlschlag bei zentralen Nachhaltigkeitsstandards«. Dr. Katharina Reuter, Geschäfsführerin des Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft sagte, die Entscheidung sei »ein massiver Rückschritt für Menschenrechte, Nachhaltigkeit und Gift für die Modernisierung der europäischen Wirtschaft«.

Über die Omnibus-Initiative der EU sprechen die detektor.fm-Redakteurinnen Charlotte Detig und Ina Lebedjew in der neuen Folge von »Mission Energiewende«. Außerdem zu Wort kommt Dr. Katharina Reuter, sie ist Nachhaltigkeitsexpertin und Vorsitzende des Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft.

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