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Positive Geister

Eine Frau ist zu sehen, deren Gesicht stark verschwommen ist.
"Wer auf ein Fensterkreuz, das einen dämmernden Himmel zum Hintergrund hat, morgens beim Erwachen, wenn das Auge besonders empfänglich ist, scharf hinblickt und sodann die Augen schließt, oder gegen einen ganz dunklen Ort hinsieht, wird ein schwarzes Kreuz auf hellem Grunde noch eine Weile vor sich sehen."

Woher ist der obige Text?

Folgen Sie ihm und schließen Sie für etwa zehn Minuten beide Augen fest mit den Händen (oder schalten Sie in einem verdunkelten Zimmer das Licht aus und schließen Sie die Augen). Öffnen Sie dann beide Augen für einige Zehntelsekunden und schließen Sie sie wieder (in dieser Zeit muss das Zimmer gut beleuchtet sein). Sie sehen nun mehrere Sekunden lang das Bild wie eine Momentaufnahme, fast so, als wären Ihre Lider jetzt durchsichtig (es ist schon eindrucksvoll!).

Wenn das gesehene Objekt in Bewegung war, erscheint das Geisterbild eingefroren, wie ein Foto. Bewegen Sie während des Nachbildes den Kopf, so wandert das Bild mit: Es ist wirklich in Ihrem Kopf. Das Bild sieht fast wie ein positives Schwarz-Weiß-Foto aus, die bunten Farben sind nur ganz schwach ausgeprägt.

Wie kommt dieses Phänomen zu Stande?

In der lange dauernden Dunkelheit werden die Sehzellen auf ihre maximale Empfindlichkeit gebracht. Während der kurzen Belichtung werden sie dann so aktiv, dass sie noch sekundenlang dem Gehirn ein Bild übermitteln.

Sie kennen Goethe vermutlich hauptsächlich als Autor von Gedichten und Theaterstücken. Er hat aber seine Forschertätigkeit, besonders über die Farben, noch wichtiger genommen. In seiner "Farbenlehre" hat er sich zum Teil in sehr aggressiver Form mit den Physikern angelegt und dabei weitgehend Unrecht behalten: Seine (meist richtigen) Beobachtungen und die Aussagen der Optik schienen ihm unvereinbar zu sein. Sehr schön ist die Schilderung, wie er das positive Nachbild entdeckt hat (§ 20 im "Didaktischen Teil"), mit der wir die Frage eingeleitet haben.

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