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Pulfrich-Pendel

Pendel

Hängen Sie zwei genau gleiche Fadenpendel – am besten weiße Bälle an langen Fäden nahe hintereinander – so auf, dass Sie sie aus einigen Metern Entfernung sehen können. Stoßen Sie die Pendel nun so an, dass sie im Gegentakt zueinander nach links und rechts schwingen. Halten Sie dann vor ein Auge ein Sonnenbrillenglas (oder irgendeinen sonstigen Graufilter) und schauen Sie die schwingenden Pendel an. Sie sehen sie umeinander pendeln, so dass sich ihre Fäden umeinander wickeln müssten. Wenn Sie den Filter vor das andere Auge halten, sehen Sie die andere Wickel-Orientierung.

Wie kommt das?

Wenn die Objekte dunkler sind (oder ein Filter dies vortäuscht), spricht die Netzhaut um einige Hundertstel Sekunden später an als sonst, das heißt, man sieht wandernde Objekte etwas verzögert. Dadurch erscheinen sie stets an einem Ort, an dem sie sich kurz vorher befanden. Wenn nur ein Auge gefilterte "Tatsachen" zu sehen bekommt, hat das Konsequenzen.

© mit frdl. Gen. von Norbert Treitz

Die Animation zeigt – von oben gesehen – ein Pendel in hell und etwas dunkler seinen zeitlich etwas zurückliegenden Ort, wie ihn das Auge mit dem Filter wahrnimmt. Das Gehirn peilt damit das Pendel je nach Bewegungsrichtung zu weit oder zu nah an. Die annähernd gerade Bewegung wird also als eine Ellipse gedeutet, deren Umlaufsinn davon abhängt, welches der beiden Augen durch die Sonnenbrille verdeckt ist.

Der Physiker Carl Pulfrich (1858–1927) hat diese optische Täuschung 1922 entdeckt. Einem breiteren Publikum wurde der Effekt bekannt, als ihn der Sender RTL einsetzte, um seiner Erotikshow "Tutti Frutti" mit wenig Aufwand (räumliche) Tiefe zu geben.

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