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Buchkritik zu »Apollo 11«

Mehr als 37 Jahre nach dem Flug von Apollo 11 im Juli 1969 erscheint wieder ein Buch über diese epochemachende Mission, die zur ersten erfolgreichen Landung von Menschen auf dem Mond führte. Oder doch nicht? In der letzten Zeit lässt sich beobachten, dass immer mehr Menschen glauben, die erste Mondlandung der USA sei ein Wirklichkeit ein grandios inszeniertes Täuschungsmanöver gewesen und wäre in Hollywood-Studios simuliert worden. Die Forscher seien mit gefälschtem Mondgestein getäuscht worden, oder unbemannte Missionen hätten echtes Mondgestein zur Erde gebracht.

Diese Spekulationen veranlassten das WDR-Fernsehen im Jahre 2002 dazu, eine Reportage mit dem Namen "Die Akte Apollo" auszustrahlen, welche diese Thesen auch in Deutschland breit auswalzte. Die Sendung war miserabel recherchiert und enthielt eine unglaubliche Menge an Mutmaßungen und Gerüchten, sodass sich Helmut Dette daran machte, diesen Behauptungen selbst nachzugehen. Er häufte dabei umfangreiches Recherchematerial an, aus dem schließlich das vorliegende Buch entstand.

Es gliedert sich in vier Hauptabschnitte. Der erste erzählt knapp die Geschichte und die Motivation des Apollo-Programms und stellt dann den Flug von Apollo 11 in Wort und vielen Bildern dar. Das nächste Kapitel behandelt den Besuch von Neil Armstrong in Deutschland im Jahre 1970 im Rahmen einer Goodwill- Tour. Das dritte Kapitel stellt die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Mondflüge dar, und im letzten Kapitel werden schließlich die Argumente der Mondverschwörungstheoretiker beleuchtet.

Das Buch ermöglicht so auch dem jüngeren Leser, der die Mondflüge nicht direkt erleben konnte, eine Einführung in das Apollo-Programm. Im deutschen Sprachraum ist seit mehr als 30 Jahren kein Buch mehr zu diesem Thema erschienen, sodass Interessierte sonst nur auf englischsprachige Bücher oder antiquarische Werke zurückgreifen können. Die Beschreibung der Mission ist sehr knapp und nüchtern gehalten und führt den Leser gut in den Flug ein. Das Kapitel über den Goodwill-Besuch Neil Armstrongs ist ein interessantes Zeitdokument, über das man sonst kaum noch etwas erfährt.

Das Kapitel über die wissenschaftlichen Ergebnisse der Mondflüge ist mit einem Umfang von nur zwei Seiten zu knapp geraten, sodass hier dieses hochinteressante Thema "verschenkt" wurde. Hier wäre ein Ko-Autor vorteilhaft gewesen.

Das Interessanteste an diesem Buch ist allerdings der Abschnitt über die Theorien der Mondlandungsverschwörer. Hier werden die wichtigsten Aussagen zitiert und mit Akribie klar nachvollziehbar widerlegt. Besonders gelungen ist dies im Fall der immer wieder zitierten unterschiedlichen Schattenwürfe auf den Mondbildern der Apollo-Flüge. In den Augen der Verschwörungstheoretiker weisen die unterschiedlichen Schattenwürfe von Personen und Gegenständen auf dem Mond auf mehr als eine Lichtquelle hin, also Scheinwerfer in einem Studio. Hier belegt der Autor mit Alltagsbeispielen, dass bei Schattengeometrien nicht nur die Geometrie der Landschaft, sondern auch die Abbildungsgeometrie eine entscheidende Rolle spielt. Die Behauptung, dass im Sonnenlicht alle Schatten parallel sein müssten, widerlegt der Autor anhand von Aufnahmen von Brückengeländern, Alleen und einfachen Versuchsaufbauten, die jedermann selbst nachprüfen kann.

Insgesamt gesehen ist dieses Buch gelungen und es ist ihm eine weite Verbreitung auch unter den jüngeren Lesern zu wünschen. Auch im Hinblick auf die neuen Mondflüge der USA gegen Ende des nächsten Jahrzehnts, welche mehr oder weniger Neuauflagen des Apollo-Programms sind, ist dieses Buch als Referenzwerk interessant.

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  • Quellen
Sterne und Weltraum 4/2007

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