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Klageschrift ohne Gegenentwurf

Während Kinder früher eher "nebenher" mitversorgt wurden, stünden sie heute im Zentrum der liebevollen Aufmerksamkeit der Familie, konstatiert die Familienberaterin Felicitas Römer. Das liege daran, dass sie inzwischen für die Eltern zu "Sinnstiftern" geworden seien. So trüge der Nachwuchs umso schwerer an der Last, diese glücklich zu machen.

Ein ähnlich düsteres Bild der Gegenwart bestimmt das gesamte Buch. So macht die vierfache Mutter zwar zu Recht auf den Förderwahn seitens der Eltern und den Leistungsdruck an den Bildungsstätten aufmerksam; Werte wie Toleranz und Solidarität gingen dabei verloren. Kindergärten und Schulen, fordert Römer pauschal, müssten mehr Augenmerk auf emotionale und soziale Fähigkeiten legen. Die vorliegenden Programme zur Gewaltprävention und seelischen Gesundheitsvorsorge erwähnt sie allerdings nicht.

Die Stärke des Buchs besteht darin, bekannte Missstände des Bildungssystems und seine (vielleicht weniger offensichtliche) Verflechtung mit Wirtschaftsinteressen darzulegen. Doch konstruktive Gegenentwürfe sucht man vergebens; Römers "zehn Ideen für die Revolution" etwa bleiben diffus. Der einzige konkrete Rat: auf Microsoft-Lernspiele im Vorschulalter verzichten. Nach dieser Generalabrechnung hätte man sich etwas mehr erhofft.

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  • Quellen
Gehirn&Geist 9/2011

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