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Mit Hirn und Humor

Der interessierte Laie in Sachen Hirnforschung hat es nicht leicht. Wo fängt man am besten zu lesen an, wenn man nicht gleich in die synaptischen Tiefen hinabsteigen möchte oder sich nur allzu leicht in neuronalen Netzen verfängt? Natürlich sollte das Buch einen Überblick geben, aber in der gebotenen Kürze, geschrieben mit leichter Feder und womöglich noch unterhaltsam.

Um all diesen Ansprüchen gerecht zu werden, hat der Schattauer Verlag 18 Autoren dazu verpflichtet, ihre persönlichen "Expeditionen in die Welt von Geist und Gehirn" anzubieten. Die Autorenliste vereinigt bekannte Forschernamen mit jenen von Journalisten und Lyrikern, die man nicht unbedingt in einem Buch zur Neurobiologie erwarten würde. So stehen Gerhard Roth und Manfred Spitzer Seite an Seite mit Robert Gernhardt und dem Kabarettisten Eckart von Hirschhausen.

Entstanden ist daraus eine thematisch wie stilistisch abwechslungsreiche Mischung aus 16 Beiträgen und einem Epilog. Dem ungeduldigen Leser bieten die in sich abgeschlossenen Kapitel die Möglichkeit, vor- und zurückzuspringen oder auch mal eines nur zu überfliegen. Häufig greifen die Autoren auf Anekdoten zurück, um den Zugang zu den Themen zu erleichtern, und halten mit als Fragen formulierten Zwischenüberschriften das Interesse des Lesers wach.

Das Konzept erinnert an ein Motto von Woody Allen: Was Sie schon immer über eine Sache wissen wollten, aber nicht zu fragen wagten. Deswegen sind es auch nicht so sehr neue Ergebnisse oder Standpunkte zu aktuellen Streitfragen, die das Buch beleuchtet. Wulf Bertram stellt zunächst die Hirnregionen vor, deren Aufgaben ja mittlerweile schon für Cocktail-Partys Gesprächsstoff liefern: Wie dirigiert das limbische System unsere Gefühle und wieso tritt der Mandelkern gelegentlich auf die Spaßbremse?

Um das Kauderwelsch der Neurobiologen besser verständlich zu machen, schlägt Axel Karenberg einige Seiten aus einem Wörterbuch auf. Wohl wissend, dass simple Übersetzungen trocken und ohne Charme daherkommen, gräbt er die indogermanischen Wurzeln aus und folgt den Spuren des Geistes in die entlegensten Ecken des Gehirns. Wo dieser dort in den vergangenen 2500 Jahren schon überall gesichtet wurde, veranschaulicht Kai Sammet in einer "wirklich kurzen Geschichte der Hirnforschung". Nomen est omen, sie ist tatsächlich etwas kurz geraten. Leider.

Liebe, Lust, Lyrik und Leiden auf neurobiologisch – das kann ins Auge gehen, wenn ein Text dabei auch noch betont komisch sein will. Robert Gernhardt und Friedrich Karl Waechter gelingt diese Verknüpfung spielend. Wenn sich dagegen der Kabarettist Eckart von Hirschhausen das Gehirn vornimmt, entstehen nur müde Witzchen: Was auf der Kleinkunstbühne erfolgreich ist, versagt im Buch. Beenden Sie die Lektüre besser mit der Satire auf den neuesten therapeutischen Schrei von Wulf Bertram.

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  • Quellen
Gehirn & Geist 05/2007

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