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»Heilsam bis tödlich«: Eine kurze Auswahl giftiger Pflanzen

Der Journalist Jan Grossarth stellt einige giftige Pflanzen vor – und erklärt, wie man sie verwendet. Eine Rezension
Eine Nahaufnahme von gelben Wildblumen mit zahlreichen Blütenblättern, die in einem grünen, natürlichen Umfeld wachsen. Die Blüten sind in voller Blüte und heben sich deutlich vom Hintergrund ab. Die Szene vermittelt einen Eindruck von lebendiger Natur.

Von Gift ist in dem kleinen Buch häufig die Rede, von einer »vergessenen Welt«, die der Untertitel ankündigt, aber nicht. In acht Kapiteln, deren Überschriften nicht immer sofort einsichtig sind, werden verschiedene Aspekte giftiger Pflanzen einschließlich ihrer Verwendung beschrieben. Der Autor und Journalist, Jan Grossarth, ist vom Fach. Er hat über »Die Vergiftung der Erde« promoviert. Heute unterrichtet er an der Hochschule Biberach Bioökonomie. Davon ist im Buch manches zu spüren. Doch leider ist die Auswahl der vorgestellten Pflanzen nicht ganz nachvollziehbar.

Nicht alles an einer Giftpflanze muss giftig sein

Im Kapitel »Giftwelt« erklärt Grossarth am Beispiel der Tomate und einiger Gewürze, dass nicht alles an einer Pflanze giftig sein muss. In »Giftzauber« erwähnt er Autoren von Shakespeare über Hildegard von Bingen bis Peter Wohlleben als Zeugen für die sorgfältige Zuschreibung von Pflanzeneigenschaften. »Giftfurcht« benennt unter anderem mit Zitaten aus alten Büchern »viele der Wirklichkeit entnommene Erzählungen von Unglücksfällen, welche durch Giftgewächse bewirkt wurden.« Dabei werden die zehn giftigsten Pflanzenarten genannt sowie die Folgen ihrer Einnahme meist bis zum Ende in allen Einzelheiten erzählt.

»Gifträtsel« enträtselt den Begriff Gift in seiner heutigen Bedeutung: In diesem steckte in der Vergangenheit ein eher positiver, wertschätzender Sinngehalt, der im Englischen »gift« und im Deutschen »Mitgift« noch mitschwingt. Das Kapitel »Gifttat« widmet sich der forensischen Botanik. Stechapfel, Herbstzeitlose, Jakobs-Greiskraut und »Stalins Rache«, der Riesenbärenklau aus dem Kaukasus, spielen hier eine Rolle. In »Giftgüte« knüpft der Autor an ein vor allem durch den Förster Wohlleben populär gemachtes Phänomen an, der Kommunikation von Pflanzenarten untereinander.

In (s)einem »Giftgarten« empfiehlt Grossarth Pflanzen wie Lupinen, Rhabarber, Narzissen und rät zur Vorsicht: Man sollte unbedingt aus seriösen Samenbanken kaufen. Dazu berichtet er über große Giftgärten wie in Frankfurt oder England. »Gifthoffnung« zeigt auf, wie sich mit heutiger Wissenschaft in Form des neuen Fachs Pflanzenbasierte Bioökonomie neue Medikamente, Salben, Dämmstoffe, Kunststoffe, Insektizide nach Durchmustern tausender Pflanzen synthetisch herstellen lassen.

Erstaunlicherweise umfassen die acht Kapitel Text nur 86 Seiten, in denen 39 Pflanzen besprochen werden. Auf meist einer Doppelseite folgen nach ausführlicher Beschreibung der Art noch kurze Anmerkungen zu anderen Namen, enthaltenen Giften, Giftwirkung beim Menschen und Verwendung der Pflanze. Abgebildet sind nur 22 Stück, leider sehr klein in Form eines Kreises mit rund sechs Zentimeter Durchmesser. Sie stammen aus der mit farbigen Tafeln (in fantastischer Genauigkeit aller Einzelheiten einer Pflanze) ausgestatteten »Prof. Dr. Thome's Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz«.

Botanisch bringt das Buch wenig. Die Auswahl wirkt willkürlich, die Abbildungen sind dürftig. Der Untertitel müsste eigentlich lauten: Eine (kurze) Kulturgeschichte der Giftpflanzen. Hier ist der Autor inhaltlich, sprachlich und darstellerisch überzeugend. Aber vor dem Kauf aufgepasst: Die wiederum aufwändig gestaltete Titelseite bildet ausnahmslos Pilze auf einer Unterlage von Farnwedeln ab – perfekt für ein Pilzbuch. Warum ein Pflanzenbuch so illustrieren?

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